Merkels Euro-Coup

Mit der Entscheidung in Brüssel über das zweite Rettungspaket für Griechenland ist der deutschen Kanzlerin ein politisches Glanzstück gelungen. Die Raffinesse liegt vor allem darin, dass sie damit weder im politischen Raum noch auf den Finanzmärkten richtig angreifbar ist. Ein klarer Zahlungsausfall wurde vermieden, die Banken werden an den Lasten beteiligt, und die Parlamente müssen keinen weiteren milliardenschweren Garantien zustimmen.

Vor allem die in jüngster Zeit schwer unter Druck geratene deutsche Regierungschefin hat sich damit Luft verschafft und obendrein die bei ihr so oft vermisste Führungskraft bewiesen. Das wird ihr in der Wählerschaft und auch in den eigenen Reihen Punkte einbringen.

Ihr zögerliches Verhalten kann ihr nun auch als ruhige Hand ausgelegt werden. Selbst als die Finanzmärkte den Euro auf Talfahrt schickten, hat Merkel kühles Blut bewiesen. In der Union achtet man mehr als in anderen Parteien auf Festigkeit im Handeln. "Mut zu unpopulären Entscheidungen" hieß das früher. Die hat Merkel getroffen, ohne die Wähler allzu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Unsicher bleibt, ob das auch auf längere Sicht reicht.

(RP)
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