Berlin Merkel und Steinbrück bekommen enges Korsett

Berlin · Wie im amerikanischen Wahlkampf geht es morgen in Berlin-Adlershof noch nicht zu. Über Lichtsetzung und Kamerawinkel verhandeln die Parteistrategen bislang nicht mit den Fernseh-Machern. Selbst die Frage, wer auf welchem Platz steht, wird nach Auskunft der ARD-Redaktion erst am Abend spontan entschieden. Doch auch für das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück existiert ein zweieinhalbseitiger Vertrag, der die Spielregeln festlegt.

Beide sollen insgesamt gleich viel Redezeit erhalten. Ihre Antworten dürfen zwischen 60 und 90 Sekunden lang sein. Sie dürfen aber mit Nachfragen unterbrochen werden. Jeweils zwei Moderatoren werden je einen Themenblock bestreiten. Welche Themen behandelt werden, wissen Merkel und Steinbrück seit etwa einer Woche. Die Fragen dazu kennen sie nicht. Per Los wurde entschieden, dass Steinbrück die erste Antwort geben darf, während Merkel das Schlusswort erhält.

Festgehalten in dem Vertrag ist auch, dass das Studio einen sachlichen Charakter haben soll. Die Zuschauer werden Merkel und Steinbrück an weißen Stehpulten sehen, der Hintergrund arktisch blau. Auch die vier Moderatoren stehen an weißen Pulten. Da es für die Kameraeinstellungen keine Regeln gibt, ist damit zu rechnen, dass die Zuschauer jede Schweißperle und jedes Mundwinkelzucken in ihre Wohnzimmer übertragen bekommen. Zuschauer dürfen nicht in das kleine Studio.

Deutschland erlebt den vierten Bundestagswahlkampf mit TV-Duell. Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und Bundeskanzler Gerhard Schröder trafen 2002 gleich zweimal aufeinander. Merkel ließ sowohl als Oppositionsführerin wie auch als Kanzlerin stets jeweils nur eine TV-Auseinandersetzung zu.

Das bislang größte Interesse löste die Begegnung zwischen Medien-Kanzler Schröder und seiner damaligen Gegnerin Angela Merkel im Jahr 2005 aus. 21 Millionen Zuschauer sahen die Auseinandersetzung. Als 2009 mit SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Merkel der Außenminister und die Kanzlerin der großen Koalition aufeinandertrafen, interessierten sich nur rund 14 Millionen Zuschauer für die Begegnung dieser beiden gemäßigten Gemüter.

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort