Merkel erhält einen Dämpfer

Bundeskanzlerin Merkel sendet vom Parteitag das Signal: Ich habe verstanden. Glasklar distanziert sie sich von den Geschehnissen in der Flüchtlingskrise 2015. Mehr noch: In ihrer Rede vor dem Parteitag nimmt sie den Rechtsruck vorweg, den die Parteiführung im Leitantrag festgehalten hat. Typisch Merkel: Sie setzt sich an die Spitze einer Bewegung, wenn sie diese nicht mehr aufhalten kann. So war das schon mit der Abschaffung der Wehrpflicht, dem Atomausstieg und der Nominierung Steinmeiers als Bundespräsident. Nun ist es der Schwenk der CDU raus aus einer Politik, die vielen CDU-Anhängern viel zu linksliberal war.

Ein Teil der Delegierten bleibt aber skeptisch. Mit 89,5 Prozent erhält Merkel als CDU-Chefin ihr zweitschlechtestes Ergebnis - in der Sprache der Politik ein "ehrliches Ergebnis". Es ist nicht so schlecht, dass es Merkel beschädigen würde. Klar ist aber auch: Diese Kanzlerin ist längst nicht mehr so stark, dass sie mit einem einfachen "Sie kennen mich" die Bundestagswahl 2017 gewinnen könnte. Diese Haltung, die ihr im Wahlkampf 2013 noch half, wäre ihr in der Flüchtlingskrise fast zum Verhängnis geworden. Zu lange hatte sie darauf vertraut, dass Partei und Wähler ihr selbstverständlich folgen.

(qua)
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