SPD im Vorteil Merkel: CDU hat kaum Geld für Wahlkampf

Krefeld (rpo). Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel zeigte sich bei ihrem ersten Auftritt an der Parteibasis nach der Entscheidung der Kanzler-Kandidaten-Frage selbstbewusst, angriffslustig und versöhnlich gezeigt. Allerdings gab sie zu verstehen, dass der CDU für den Wahlkampf viel Geld fehlt.

"Wir sind in der Lage, ohne gegenseitige Wunden in die Schlacht zu ziehen", sagte Merkel am Donnerstagabend vor 800 begeisterten Anhängern in Krefeld. "Sie war locker und hat die Überzeugung vermittelt, dass wir es schaffen können", meinte der Düsseldorfer Landtagsvizepräsident Helmut Linssen (CDU).

Dem langjährigen Oppositionsführer an Rhein und Ruhr imponierte, mit welcher Verve seine Berliner Parteichefin zum Frontalangriff gegen die rot-grüne Regierung blies. Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum, Steuerreform, Bundeswehr und Zuwanderung - Merkel ließ kein gutes Haar an Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und traf damit den Nerv der Parteibasis. "Es ist interessant, wo immer "Bravo" gerufen wird", scherzte Merkel, die auffallend intensiv die Wahlkampfthemen Frauen und Familie ansprach.

Die CDU-Chefin schwor die Parteimitglieder auf einen finanziell mageren Wahlkampf ein. "Mit dem Geld bei uns sieht's schlecht aus", spielte Merkel auf die Millionen-Rückzahlungen ihrer Partei durch die Schwarzgeld-Affäre an. Die SPD dagegen könne in den nächsten acht Monaten aus dem Vollen schöpfen, weil sie durch zahlreiche Medien-Beteiligungen im Vergleich zu den Unionsparteien doppelt so viel Geld in der "Kriegskasse" habe. "Die Chancengleichheit im Wahlkampf ist gefährdet", ereiferte sich die Politikerin.

Um mit vereinten Kräften CSU-Chef Edmund Stoiber bei der Wahl am 22. September ins Kanzerleramt zu hieven, setzt Merkel besonders auf die Unterstützung der NRW-CDU. Der größte Landesverband mit 193 000 Mitgliedern unterstützte bis zuletzt die Kandidatur der christdemokratischen Frontfrau.

Dank seiner guten programmatischen Arbeit sei der Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers ein wichtiger Kopf in der gemeinsamen Wahlkampfmannschaft der Union, betonte Merkel am Donnerstagabend in Interviews.

Viele der in Krefeld versammelten "Parteisoldaten" hätten die CDU- Vorsitzende wohl gerne als Kanzlerkandidatin gesehen. "Ich wäre mit beiden zufrieden gewesen. Der Stoiber ist ein alter Fuchs, aber er bietet auch mehr Angriffsfläche als Merkel", beschrieb Hans Lönnendonker die Zerrissenheit der Basis.

"Ich fand es enttäuschend, dass Frau Merkel nicht antritt. Wir stehen doch in unserem Programm für eine Verjüngung, da ist Stoiber eigentlich das falsche Signal", meinte Gerlinde Wettingfeld. Der Ärger über die Nominierung des Bayern war bei der Angestellten aber schnell vergessen, als Merkel ihr beim Bad in der Menge ein strahlendes Lächeln zuwarf: "Ist sie nicht toll?"

(RPO Archiv)
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