Berlin Mehr Transparenz bei Lebensmitteln

Berlin · Minister Schmidt will das Gremium reformieren, das über Zutaten bestimmt.

Kalbsleberwurst besteht zumeist aus Schweinefleisch und kommt völlig ohne Kalbsleber aus, in Geflügelwurst ist Speck erlaubt, und in einer Quark-Creme sind statt Quark nur Frischkäse und Joghurt enthalten. Regeln wie diese sind im Lebensmittelbuch festgeschrieben, erstellt von einer Kommission, die sich wegen irreführender Leitsätze bereits viel Kritik eingehandelt hat.

Jetzt will Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) die Kommission reformieren und ihre Beschlüsse zu 2000 Lebensmitteln transparenter für Verbraucher machen. Dazu hat er Eckpunkte formuliert, die unserer Redaktion vorliegen. So soll die Kommission künftig eigene Studien in Auftrag geben können und bei Streit einen Schlichter anrufen. Auch sollen die Experten häufiger, nämlich einmal im Jahr tagen, um ihre Regeln auf Tauglichkeit zu prüfen.

Außerdem hat Schmidt die Förderung für das rege genutzte Onlineportal www.lebensmittelklarheit.de verlängert. Dort können Bürger sich über Produkttäuschung beschweren, die Hersteller Stellung beziehen, und die Verbraucherzentralen in der Kommission Produktänderungen beantragen. Schmidt will künftig den Stand solcher Anträge im Netz dokumentieren. Beispiel: Im Fall der Geflügelwurst, die offenbar zu mehr als 50 Prozent aus Schweinefleisch besteht, hat die Kommission noch keinen Beschluss gefasst. Der Änderungsantrag wurde jedoch bereits vor vier Jahren gestellt. Nun soll das Verbraucherportal ein Vortragsrecht bei der Kommission erhalten.

Ob Schmidts Plan die Kritiker der Kommission zufriedenstellen wird, darf jedoch bezweifelt werden. Und so mahnte der Bundesverband der Verbraucherzentralen, der Teil des Gremiums ist, auf Anfrage wiederholt an, Verbraucher in der Kommission besserzustellen.

(jd)
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