Persönlich Matthew Festing . . . ist nicht mehr Chef der Malteser

In der Kirche werden Märtyrer, also Menschen, die sich für ihren Glauben opfern, verehrt. Der Ritter und Märtyrer Adrian Fortescue wurde 1539 in London hingerichtet, weil er sich geweigert hatte, König Heinrich VIII. als Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen. Im Fall von Matthew Festing, dessen Urahn Fortescue ist, geht es nicht ganz so dramatisch aus. Er verliert für seine Überzeugung nicht sein Leben - wohl aber sein Amt. Und das ist glanzvoll: Als Großmeister des Malteserordens stand Festing dem wichtigsten geistlichen Ritterorden der Welt vor. Jetzt gab er nach einem wochenlangen Machtkampf mit dem Papst auf.

1949 im englischen Northumberland geboren, lebte er als Kind unter anderem in Ägypten und Singapur. Er studierte Geschichte in Cambridge und leistete Dienst beim Militär. Danach arbeitete er als Kunstexperte in einem Auktionshaus. 1977 wurde er in den Malteserorden aufgenommen, legte 1991 die ewigen Gelübde ab. Zwei Jahre später wurde er Großprior von England, 2008 dann der Höhepunkt: Er wird zum Großmeister gewählt und steht knapp 13.500 Ordensmitgliedern weltweit vor.

Der Orden wurde im 11. Jahrhundert in Jerusalem gegründet und wenig später von der Kirche anerkannt. Er untersteht wie alle katholischen Gemeinschaften dem Papst. Gleichzeitig gilt er als Völkerrechtssubjekt und unterhält diplomatische Beziehungen zu über 100 Staaten. Sein Kernanliegen ist nach eigenen Angaben humanitäre Hilfe.

Der Kampf, den Festing nun verloren hat,wurde als Symbolkampf zwischen konservativen und liberalen Kräften in der Kirche gewertet. Anfangs ging es um Kondome, die bei einer Malteser-Hilfsmission verteilt wurden. Der deutsche Großkanzler des konservativen Ordens soll davon gewusst haben. Daraufhin entließ ihn Festing. Der Papst lehnte ab, Festing verwies dagegen auf die Souveränität des Ordens. Offenbar reichte die aber nicht aus: Nach einem Gespräch mit dem Papst trat Festing zurück.

Marlen Keß

(RP)
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