Persönlich Martin Winterkorn . . .droht die private Insolvenz

Einige Jahre lang war Martin Winterkorn als VW-Chef einer der bestbezahlten Konzernleiter Europas mit einem Jahressalär von zeitweise 15 Millionen Euro brutto, jetzt droht ihm einer der teuersten Schadenersatzprozesse der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Dem Konzern ist ein Schaden in Höhe von vielen Milliarden Euro wegen der Abgas - und Motorenaffäre entstanden. Und der Aufsichtsrat wird am Ende wohl keine Alternative haben, als Winterkorn persönlich zur Rechenschaft zu ziehen. Konzernkenner rechnen mit Klagen im nächsten Jahr.

Dafür gibt es folgenden Grund: Laut Aktienrecht muss ein Vorstand für Schäden während seiner Regentschaft nicht nur haften, wenn er selber strafbare Handlungen beging, sondern wenn er sie durch eine zu lasche Kontrolle ermöglichte. Zweitens sind Aufsichtsräte verpflichtet, solche Forderungen einzutreiben - sie sind dem "Wohle des Unternehmens" verpflichtet. Und drittens wollen gerade die Aufsichtsräte der Arbeitnehmer von Winterkorn Millionen fordern, weil sie Einschnitte bei den Prämien hinnehmen müssen. Und da alle bisherigen Untersuchungen nur bestätigen, dass es bei VW unter Winterkorn ein Klima gab, "Regelverstöße zu tolerieren" (so Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch) steht Winterkorn juristisch mit dem Rücken zur Wand.

Werden die Klagen Winterkorn ruinieren? Sicher scheint, dass die Managerhaftpflicht dem Multimillionär nur teilweise helfen kann - die haftet nicht in Milliardenhöhe. Trost spenden aber Erfahrungen bei Siemens und Telekom: Siemens einigte sich mit Ex-Vorstandschef Heinrich von Pierer auf fünf Millionen Euro, nachdem der Korruption zugelassen hatte. Die Telekom erhielt von Ex-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke nur einige hunderttausend Euro, nachdem er illegale Spitzeleien des Werksschutzes gegen Journalisten nicht verhindert hatte. In beiden Fällen lag der Schaden viel höher, aber "zum Wohle des Unternehmens" gab es Kompromisse.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort