Persönlich Martin Winterkorn . . . erhält 3100 Euro Rente am Tag

Ein Prinzip der Dramentheorie besagt, interessant sei die Tragödie nur, wenn die Protagonisten eine gewisse Fallhöhe aufweisen. Will heißen: Je tiefer der Sturz, desto schlimmer die Tragödie.

Einen tiefen Sturz hat Martin Winterkorn ohne jeden Zweifel hinter sich - die große Tragödie aber bleibt zumindest für ihn persönlich wohl aus. Wie nun bekannt wurde, bekommt der 69-Jährige seit Jahresbeginn von Volkswagen eine Betriebsrente von rund 1,2 Millionen Euro jährlich - macht etwa 3100 Euro täglich.

Für den studierten Metallkundler aus dem baden-württembergischen Leonberg beginnt damit das letzte Kapitel seiner Verbundenheit zum Autobauer. Begonnen hatte Winterkorn seine Laufbahn bei VW nach einem Wechsel von Audi 1993, damals als "Leiter Konzern-Qualitätssicherung". Über Stationen im Produktmanagement und im Markenvorstand arbeitete er sich vor bis an die Spitze des zeitweise wertvollsten Dax-Unternehmens: Am 1. Januar 2007 trat er die Nachfolge Bernd Pischetsrieders als VW-Vorstandschef an.

Schon damals sorgten Winterkorns Bezüge für Aufregung. Sein Jahresgehalt lag 2011 bei über 17 Millionen Euro, was zu einer bundesweiten Diskussion über Managergehälter beitrug.

Winterkorns Zeit bei Volkswagen endete im September 2015. Im Zuge des Abgasskandals trat er als Vorstandschef zurück - obwohl er sich "keines Fehlverhaltes bewusst" war. Winterkorn ging, was blieb, war sein Vertrag. Dieser lief bis zum 31. Dezember 2016, nun stehen ihm 70 Prozent seines letzten Festgehaltes zu. 3100 Euro. Jeden Tag.

Die Ära Winterkorn bei VW ist beendet, was bleibt, ist ihre Aufarbeitung. Nur Wochen nach Bekanntwerden der Abgasschummeleien sicherte sich Oscarpreisträger und Umweltrechtler Leonardo DiCaprio die Rechte am Buch über den Skandal. Dessen Autor wünschte sich DiCaprio gleich in der Rolle Winterkorns. Das Genre ist wohl bereits jetzt klar: eine Tragödie.

Tim Specks

(RP)
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