Forschungsgruppe Wahlen analysiert die Europawahl Martin Schulz verschafft der SPD Zugewinne

Die SPD hat ihren Zugewinn von rund sieben Prozentpunkten nach dem Rekordtief bei der Europawahl 2009 vor allem der Zugkraft ihres Spitzenkandidaten Martin Schulz zu verdanken. Zu diesem Ergebnis ist die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen in einer ersten Analyse der Europawahl vom Sonntag gelangt. 72 Prozent der SPD-Wähler unter den von der Forschungsgruppe Befragten wollten demnach Martin Schulz als nächsten EU-Kommissionspräsidenten.

"Wir sind superstolz auf Martin Schulz!"
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Foto: dpa, pil fpt

Dagegen sprachen sich nur 41 Prozent der CDU/CSU-Anhänger für den EVP-Spitzenkandidaten Jean-Claude Juncker als Kommissionspräsident aus. Insgesamt 41 Prozent der Deutschen mochten sich für keinen der beiden entscheiden oder kannten die Kandidaten nicht.

Die Europawahl war nach Einschätzung der Wahlforscher vor allem bundespolitisch geprägt. Für 54 Prozent der Befragten war bei der Stimmabgabe die Bundespolitik entscheidend und nur für 40 Prozent die Europapolitik wichtiger. Daher basiert das Abschneiden von CDU/CSU und SPD zunächst auf großer Zufriedenheit mit der Kabinettsarbeit in Berlin. Bei der Europawahl 2009 wurde die Regierung - ebenfalls eine große Koalition - auf einer +5/-5-Skala nur mit 0,5 bewertet, in diesem Jahr mit 1,3 deutlich positiver.

Neben der geringen Bekanntheit der Kandidaten ist es nach der Analyse der Forschungsgruppe in erster Linie schwaches Interesse, das für die erneut niedrige Wahlbeteiligung verantwortlich ist. Während 86 Prozent Entscheidungen des Bundestags persönlich für wichtig halten, sind es beim Europaparlament 56 Prozent.

Anders verhalten sich die AfD-Wähler, von denen 47 Prozent im Gegensatz zu 15 Prozent aller Wähler die deutsche EU-Mitgliedschaft negativ sehen. 57 Prozent der AfD-Wähler befürchten durch den Euro Nachteile, unter allen Wählern sind es nur 35 Prozent. 60 Prozent der Wähler entschieden sich für die AfD vor allem wegen der Inhalte, 39 Prozent sprachen von einem "Denkzettel", der durch klassische Nebenwahl-Effekte verstärkt wird: Für 20 Prozent aller Befragten, aber für 45 Prozent der AfD-Wähler ist die Europawahl so unwichtig, dass man auch mal eine Partei wählen kann, die man ansonsten nicht wählt - ein Phänomen, von dem auch die sonstigen Parteien profitierten.

(RP)
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