Persönlich Marianne Grimmenstein . . . bereitet größte Bürgerklage vor

Neuerdings reicht für Marianne Grimmensteins Postboten ein Gang zur Tür der Lüdenscheiderin nicht mehr aus, um die ganzen Zuschriften abzuliefern. Kistenweise transportiert er sie Tag für Tag - der Briefkasten der 69-Jährigen, der neben dem Eingang hängt, ist eigentlich nur noch Deko. So viel Post wie Grimmenstein bekommt in dem sauerländischen Städtchen niemand, sagt ihr Zusteller. Ein Irrtum ist das Ganze allerdings nicht. Marianne Grimmenstein hat sich die vielen Schreiben selbst eingebrockt - und sie freut sich über jeden einzelnen Brief. Die Musiklehrerin hat die Menschen aufgerufen, sich ihrer Verfassungsbeschwerde gegen das Freihandelsabkommen mit Kanada, CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement), anzuschließen. Weil der Vertrag ihrer Meinung nach Gentechnik und Umweltzerstörung fördere und die Arbeitnehmer- und Verbraucherrechte beschneide.

Schon immer war Marianne Grimmenstein an Wirtschaft und Politik interessiert, wie sie selbst sagt. Und sie engagiert sich seit Jahren, zum Beispiel für eine kleine Bürgerinitiative zum Erhalt der Volkshochschule in der Lüdenscheider Stadtmitte.

Vor zwei Jahren dann reichte Grimmenstein die Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht gegen CETA ein. Sie wurde abgewiesen, Grimmenstein machte weiter, sie suchte Verbündete. Was klein begann, entwickelt sich gerade zur größten Verfassungsbeschwerde in der Geschichte der Bundesrepublik. Täglich schicken ihr Unterstützer Vollmachten, vor zwei Wochen waren es 40.000, 50.000 sollen es werden, hofft Grimmenstein. Bis dahin legen sie und ihr Ehemann so manche Nachtschicht ein, um sämtliche Briefe zu sichten und zu sortieren. Inzwischen hat Marianne Grimmenstein sogar drei Helferinnen sowie den Bielefelder Jura-Professor Andreas Fisahn an ihrer Seite, mit dem sie die Mammut-Bürgerklage vorbereitet.

Nicole Scharfetter

(RP)
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