Manuel Valls ist französischer Premierminister

Paris · Das Porträt seines großen Vorbilds Georges Clémenceau muss Manuel Valls jetzt in einem neuen Büro aufhängen: Seit gestern hat der 51-Jährige offiziell das Amt des französischen Premierministers inne.

Januar 2014: Manuel Valls übernimmt Amt des Premierministers
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Januar 2014: Manuel Valls übernimmt Amt des Premierministers

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Am Nachmittag übergab der scheidende Jean-Marc Ayrault seinem Parteifreund, zuvor Innenminister, feierlich die Regierungsgeschäfte. Nach der Niederlage der Sozialisten bei der Kommunalwahl obliegt Valls nun die "enorme Aufgabe", wie er bei seiner Antrittsrede sagte, die Arbeit des Vorgängerteams fortzusetzen, dabei aber "rascher und weiter voranzugehen", um Frankreich auf Reformkurs zu führen.

Die Eigenschaften dazu hat der ungestüme frühere Abgeordnete und langjährige Bürgermeister von Evry: Durchsetzungsstark, ehrgeizig, mit Sinn für Kommunikation und Medien wird Valls die nötige Autorität nachgesagt, den jüngsten sozialdemokratischen Kurswechsel

von Präsident François Hollande umzusetzen.

Der smarte Po-

litiker steht für den rechten und wirtschaftsfreundlichen Flügel seiner Partei und scheut sich auch nicht, sozialistische Errungenschaften wie die 35-Stunden-Woche zu kritisieren. Als Innenminister sorgte Valls mit seiner straffen Linie gegen im Land lebende Roma für Aufsehen. Das brachte ihm den Beinamen "Sarkozy der Linken" ein.

Vielen im eigenen Lager ist er ein Dorn im Auge. "Entweder Du liebst die Partei, oder Du verlässt sie", drohte ihm einst die vormalige Sozialistenchefin Martine Aubry. Der ehrgeizige Valls blieb, trat 2011 bei den sozialistischen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur an und unterstützte — nachdem seine liberalen Ideen nur sechs Prozent Zustimmung erhalten hatten — fortan die Kandidatur Hollandes, der ihn zum Kommunikationschef in seinem Wahlkampfteam machte und sich von ihm auch mal die schiefsitzende Krawatte zurechtrücken ließ.

Unverzichtbar ist Valls geblieben. Während Hollande im Popularitätstief versank, avancierte er zum starken Mann der schwachen Regierung; in Umfragen ist er der Lieblingspolitiker der Franzosen. Dabei erwarb der 1962 in Barcelona geborene Sohn eines katalanischen Malers und einer Schweizerin erst mit 19 Jahren die französische Staatsbürgerschaft.

Hinter der feurigen Fassade von Manuel Valls verbirgt sich aber auch ein sentimentaler Zug — nicht zuletzt dank seiner zweiten Frau, der Violinistin Anne Gravoin. Ansonsten hält es der neue Premier mit den Werten "Ordnung, Nation und Republik" — wie sein großes Vorbild Clémenceau.

(RP)
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