Moskau/Kiew Leichen von Absturz-Opfern geborgen

Moskau/Kiew · Moskau verbreitet seine eigene Version zur Katastrophe in der Ost-Ukraine.

Nach dem Absturz von Flug MH 17 in der Ost-Ukraine geht Russland erstmals mit eigenen Ermittlungsergebnissen in die Offensive. Der russische Generalstab präsentierte Satellitenaufnahmen und Karten mit Flugbahnzeichnungen vom Absturztag. Das Militär forderte die Ukraine auf, Auskunft über einen Kampfjet zu geben, der sich der Unglücksmaschine genähert haben soll. Kiew müsse auch die Gründe für die Stationierung des Flugabwehrsystems "Buk" im Separatistengebiet erklären, da die Aufständischen nicht über Flugzeuge verfügten.

Die USA verdächtigen die prorussischen Separatisten, die Zivilmaschine mit 298 Menschen an Bord mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen zu haben. Zuvor hatte die Ukraine behauptet, umfassende Beweise dafür zu besitzen, dass die Aufständischen mit einem "Buk"-System auf die Boeing 777-200 geschossen hätten.

Die Separatisten selbst lenkten nach heftiger Kritik am Umgang mit Absturzopfern allmählich ein und erleichterten die Arbeit der Experten damit. Ukrainische Helfer und Freiwillige beendeten die Suche nach Leichen in dem Trümmerfeld, das im Separatistengebiet liegt. Der ukrainische Vizeregierungschef Wladimir Groisman sagte, in dem Suchgebiet seien 282 Leichen sowie Leichenteile der übrigen 16 Todesopfer gefunden worden. Die sterblichen Überreste von mindestens 251 Opfern seien in Eisenbahn-Kühlwaggons gebracht worden. Der Zug startete am Abend ins rund 300 Kilometer entfernte Charkow. In der Stadt warte eine internationale Gruppe von 31 Experten zur Identifizierung der Opfer, unter anderem aus den Niederlanden und Deutschland, sagte Groisman. Mit der Stimme Russlands verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York dann am Abend eine Resolution, mit der eine unabhängige Untersuchung des Unglücks gefordert wird.

Vor dem heutigen Treffen der Außenminister der Europäischen Union zur Ukraine-Krise hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gefordert, den Druck auf Russland "mit unseren Möglichkeiten" zu erhöhen. Die Separatisten kritisierte er heftig, zu einer Verschärfung der Sanktionen wollte er sich nicht konkret äußern. Es gilt aber als sicher, dass der mutmaßliche Abschuss der Maschine die Bereitschaft zu Strafmaßnahmen gegen Moskau verstärkt hat.

(RP)
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