Solingen/Düsseldorf Machtwechsel in Solingen

Solingen/Düsseldorf · Tim Kurzbach triumphiert: Bei der Stichwahl setzte sich der Sozialdemokrat mit 55,6 Prozent gegen Frank Feller (CDU) durch. Auch in Wuppertal, Krefeld und Grevenbroich gewann die SPD.

Es war ein historischer Abend - und ein persönlicher Triumph für Tim Kurzbach. Mit dem 37-jährigen gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen zieht erstmals nach 16 Jahren wieder ein Sozialdemokrat in das Solinger Rathaus ein. Bei der Stichwahl gestern entschieden sich fast 23.200 Solinger für Kurzbach, während auf seinen CDU-Kontrahenten Frank Feller rund 18.500 Stimmen entfielen. Damit wird die Klingenstadt in den kommenden fünf Jahren von einem SPD-Mann regiert. Ein Sieg, den SPD und Grüne in Solingen gestern Abend ausgiebig feierten - zumal kurzfristig auch noch landespolitische Prominenz in die Klingenstadt gekommen war. Mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann gehörte die Spitze der Landesregierung zu den ersten Gratulanten.

Kurzbach selbst richtete seinen Blick hingegen bereits nach vorne. "Wir müssen in den kommenden Wochen wegweisende Entscheidungen treffen", sagte der designierte Oberbürgermeister, der sein Amt am 21. Oktober von seinem Vorgänger Norbert Feith (CDU) übernehmen wird. So sei es beispielsweise notwendig, den städtischen Haushalt einzubringen und sich weiter den Herausforderungen der Flüchtlingskrise zu stellen, sagte Kurzbach, der CDU-Mann Feller ausdrücklich für den fairen Wahlkampf der vergangenen Wochen dankte. Frank Feller wiederum gratulierte Kurzbach zum Sieg. "Woran es am Ende gelegen hat, dass es für uns nicht reichte, kann ich noch nicht sagen", sagte Feller. Seine Partei habe aber aufopferungsvoll gekämpft, betonte der CDU-Mann.

Nach 16 Jahren steht das Grevenbroicher Rathaus ab dem 20. Oktober wieder unter SPD-Regie. Klaus Krützen (46) holte sich bei der gestrigen Stichwahl mit 55,2 Prozent den Sieg. Die amtierende Bürgermeisterin Ursula Kwasny (CDU) unterlag mit 44,8 Prozent. Die CDU hat bei den Stichwahlen in Essen den Posten des Oberbürgermeisters zurückerobert. Ihr Kandidat Thomas Kufen siegte klar mit 62,6 Prozent gegen den amtierenden SPD-OB Reinhard Pass. "Es gab in Essen eine Wechselstimmung. Die Bürger haben mir mehr zugetraut", sagte Kufen unserer Redaktion. Er hatte bereits im ersten Wahlgang vor zwei Wochen deutlich vor Paß gelegen. Die Wahlbeteiligung lag in Essen bei nur 27,7 Prozent.

In Krefeld konnte sich Frank Meyer (SPD) mit 63,8 Prozent gegen Peter Vermeulen (CDU) durchsetzen; CDU-Oberbürgermeister Gregor Kathstede hatte nicht mehr kandidiert. In Wuppertal unterlag der amtierende OB Peter Jung (CDU) seinem SPD-Herausforderer Andreas Mucke (SPD), der 59,7 Prozent der Stimmen errang. Nach 54 Jahren stellen die Sozialdemokraten in Wermelskirchen mit Rainer Bleek (57,3 Prozent) wieder den Bürgermeister. Der unabhängige Kandidat Thomas Dinkelmann hat sich in Mettmann mit 67,5 Prozent klar durchgesetzt. 59,8 Prozent erreichte Bettina Warnecke (parteilos) in Haan. Nach 21 Jahren hat Emmerich wieder einen SPD-Bürgermeister. Peter Hinze (55) holte 67 Prozent der Stimmen. Mit 62,0 Prozent wurde in Viersen Sabine Anemüller (SPD) zur neuen Bürgermeisterin gewählt. In Geldern siegte Sven Kaiser (CDU) mit 55,7 Prozent gegen den bisherigen Bürgermeister Ulrich Janssen. Der für das "Bürgerforum Goch" angetretene Richter Ulrich Knickrehm ist neuer Bürgermeister von Goch. Er errang 74,5 Prozent der Stimmen. In Niederkrüchten (Kreis Viersen) setzte sich der parteilose Kandidat Karl-Heinz Wassong durch. In Kalkar siegte Britta Schulz ("Forum Kalkar") mit 57,1 Prozent über CDU-Bürgermeister Gerhard Fonck. Dirk Buschmann (parteilos) gewann in Hünxe mit 73,8 Prozent gegen Werner Schulte (SPD). Die Stichwahl in Rheinberg entschied der parteilose CDU-Kandidat Frank Tatzel mit 61,7 Prozent für sich. In Geilenkirchen wird der Parteilose Georg Schmitz (55,9 Prozent) neuer Bürgermeister.

Am vorletzten Sonntag hatte die CDU in Oberhaussen bereits im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit erreicht. OB wird dort Daniel Schranz, der wie alle gewählten (Ober-)Bürgermeister sein Amt am 21. Oktober antreten wird. Auch in Bonn hatte sich der CDU-Bewerber auf Anhieb durchsetzen können. Im Gegenzug gelang der SPD ein spektakulärer Sieg in Neuss: Neuer Bürgermeister wird Reiner Breuer.

Die gestrigen Stichwahlen in fünf Großstädten (Bochum bleibt in SPD-Hand) und 43 mittleren und kleineren Städten waren nötig geworden, nachdem dort vor zwei Wochen kein Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Die Wahlbeteiligung lag am 13. September bei 40,9 Prozent; gestern war sie oft deutlich geringer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort