Macht der Experten

Eine Regierung ganz ohne Politiker, ein Kabinett der Technokraten soll Italien aus der schlimmsten Krise seit dem Krieg führen. Auch in Griechenland übernehmen jetzt erst einmal "Experten" das Ruder, um vielleicht noch den Bankrott des Landes zu verhindern. Es sind Regierungen, die aus der schieren Not geboren sind, eine Art letztes Aufgebot. Sie stopfen das Loch, das die Unfähigkeit der politischen Parteien aufgerissen hat, sich in der Krise zusammenzuraufen. Die große Hoffnung, die die Menschen jetzt in die Technokraten setzen, entspricht dem katastrophalen Vertrauensverlust in eine politische Klasse, die mehr vom kurzfristigen partei- und machtpolitischen Kalkül bewegt scheint als vom Schicksal der Nation. Auf die Bankrotterklärung der Politik folgt eine Machtübernahme der Experten.

Dass die Fachleute ohne parteipolitisches Etikett es am Ende richten werden, ist freilich längst nicht ausgemacht. Schließlich, daran sei erinnert, haben sogenannte Experten zur aktuellen Krise ebenso beigetragen wie überforderte Politiker. Auch deswegen kann es sich bei den Expertenregierungen nur um Übergangslösungen handeln. Ihnen fehlt die demokratische Legitimation im parlamentarischen System. Sie sind ein notwendiges Übel, mehr nicht.

(RP)
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