Persönlich Lutz Riemann ... sollte Steinbrück bespitzeln

Das Fernsehpublikum der DDR kannte den Schauspieler Lutz Riemann als Oberleutnant Zimmermann. In der Reihe Polizeiruf 110 löste der mittlerweile 72-Jährige zwischen 1983 und 1991 zahlreiche Kriminalfälle. Wie jetzt bekannt wurde, arbeitete Riemann seit den 60er Jahren unter dem Decknamen "Richard König" als inoffizieller Mitarbeiter (IM) der DDR-Staatssicherheit. Nichts Besonderes? Doch – der Schauspieler hat einen prominenten Verwandten. Er ist mit der Cousine von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück verheiratet.

Beide spielten oft gemeinsam Schach und stritten leidenschaftlich über Politik. Riemann räumt heute ein, dass er von seinem Führungsoffizier auf den West-Verwandten angesetzt worden war. Steinbrück war für die Stasi unter anderem deswegen interessant, weil er als Referent im Kanzleramt unter Helmut Schmidt tätig war und 1981 in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin arbeitete. Der SPD-Politiker sei 1975 zum ersten Mal mit seinem VW zu Besuch gekommen und habe den Kindern Schokolade mitgebracht, erinnert sich Riemann in einem Interview mit der "Welt am Sonntag".

Den Auftrag, Steinbrück zu bespitzeln, habe er nach Absprache mit seiner Frau abgelehnt. Der Kanzlerkandidat erklärte am Wochenende, er habe nichts von der Stasi-Anbindung seines Verwandten gewusst. Ihm sei niemals von der Staatssicherheit oder einem anderen Geheimdienst die Zusammenarbeit angeboten worden. Dies soll auch Archiv-Material der Stasi-Unterlagenbehörde untermauern, das der SPD-Frontmann diese Woche veröffentlichen will. Laut "Welt am Sonntag" hatte der DDR-Geheimdienst Steinbrück als "Vorlauf-IM" mit dem Decknamen "Nelke" erfasst.

Experten wiesen darauf hin, dass die Stasi unzählige Male Decknamen vergeben habe, ohne dass die Betroffenen dies je erfahren hätten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort