Erschießungen von 1941 bis 1945 Ludwigsburger Behörde ermittelt in sieben Fällen von NS-Verbrechen

Hamburg (rpo). Die Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen ermittelt in sieben Fällen gegen namentlich bekannte Straftäter. Dabei geht es um Erschießungen von Partisanen, Sinti, Roma und Juden zwischen 1941 und 1945.

Die ungesühnten Verbrechen von Nazis stehen wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit, seit das ARD-Magazin "Kontraste" am 12. April über den Fall Friedrich Engel berichtete. Engel war 1944 und 1945 SS- Chef von Genua. Er lebte seit Kriegsende nahezu unbehelligt in Hamburg. Inzwischen erkannte er eine Teilschuld an der Exekution von 59 italienischen Gefangenen 1944 bei Genua an.

Die Ludwigsburger Behörde geht unter anderem einem Fall nach, bei dem 26 unbewaffnete italienische Partisanen im Juli 1944 in der Nähe von Turin erschossen wurden. Untersucht wird ferner die Exekution von 39 Sinti und Roma sowie vier Juden im April 1945 im Bezirk Zagreb. Zu einigen Fällen könnten konkrete Angaben nicht herausgegeben werden, "weil die Beschuldigten sonst gewarnt würden", sagte der Leiter der Ludwigsburger Zentralstelle, Kurt Schrimm, der "Welt am Sonntag".

Der 92 Jahre alte Engel war vor mehr als zwei Jahren von einem italienisches Militärgericht wegen 246-fachen Mordes in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In der RTL-Sendung "Spiegel TV" (Ausstrahlung Sonntag, 22. April) berichtete Engel, er sei zunächst unter falschem Namen in Hamburg untergetaucht. 1954 habe er sich dann selbst angezeigt, um in den Genuss bedingter Straffreiheit zu kommen. "Ich brauchte ja ordentliche Papiere, um reisen zu können. Ich gehe davon aus, dass man wusste, wer ich war. Es ist danach aber nie etwa gekommen. So konnte ich ein ganz normales bürgerliches Leben führen", erzählte Engel.

Eine Ermittlungsakte im Fall Engel aus dem Jahr 1969 ist inzwischen bei der Hamburger Staatsanwaltschaft gefunden worden. Der damalige Mordverdacht habe auf einem Gerücht beruht und sich nicht erhärtet, sagte ein Sprecher am Freitag. Deshalb sei das Verfahren nach wenigen Monaten eingestellt worden. Jetzt prüft die Anklagebehörde den Fall wieder.

(RPO Archiv)
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