Berlin Lothar Bisky 71-jährig gestorben

Berlin · Bisky war maßgeblich an der Gründung der gesamtdeutschen Linken beteiligt.

Lothar Bisky war aus freier Entscheidung DDR-Bürger: Im Alter von 18 Jahren verließ er Schleswig-Holstein und siedelte in die DDR über, weil er sich dort eine bessere Zukunft versprach. 1963 trat er in die SED ein und machte Karriere als Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.

Politisch aktiv wurde Bisky erst nach der Wende 1989. Zweimal, von 1993 bis 2000 und von 2003 bis 2007, führte er die Nachfolgepartei der SED, die PDS. Er war auch maßgeblich an der Gründung der gesamtdeutschen Linken beteiligt, die er gemeinsam mit Oskar Lafontaine von 2007 bis 2010 führte. Zum Ende seiner politischen Karriere saß er im Europaparlament und fungierte als Fraktionschef der Linken. Dieses Amt legte er 2012 nieder und begründete den Rückzug damit, dass er nicht mehr die Zukunft verkörpere und dass seine Gesundheit auch nicht besser werde. Gestern ist Bisky im Alter von 71 Jahren gestorben.

Von Freunden und Weggefährten wird Bisky als integer und tolerant beschrieben. Die Parteichefs der Linken, Bernd Riexinger und Katja Kipping, sowie Fraktionschef Gregor Gysi nennen ihn in einer gemeinsamen Mitteilung "einen Menschen mit tiefem Mitgefühl, mit einem tiefsinnigen Humor und mit größter Bescheidenheit". Auch vonseiten der SPD gab es auffallend nette Worte über den Verstorbenen. Via Twitter nannte der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, Bisky einen "menschlich großartigen Kollegen".

Selbst Außenminister Guido Westerwelle (FDP) meldete sich zu Wort und erklärte, er habe Biskys "Kollegialität, seine Verbindlichkeit und seine Liebe zur Kultur geschätzt".

Bei allem Lob für Biskys menschliche Qualitäten misstraute ihm das Parlament im Jahr 2005 zutiefst. Damals wollte er sich zum Vizepräsidenten des Bundestags wählen lassen. Er scheiterte in vier Wahlgängen. Am Ende wurde Petra Pau als Vertreterin der Linken zur Vizepräsidentin gewählt. Sie bekleidet dieses Amt noch heute.

Bisky galt stets als Mittler zwischen den streitenden Flügeln der Linkspartei. Er zählte zu jenen reformerischen Linken, die Regierungsverantwortung wollen.

(qua)
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