Belgrad Letzter flüchtiger Balkan-Kriegsverbrecher gefasst

Belgrad · Serbiens Regierung scheint entschlossen, das Kapitel "Kriegsverbrecher" endlich abzuschließen. Knapp zwei Monate nach Ratko Mladic wurde gestern auch der letzte noch flüchtige mutmaßliche Kriegsverbrecher Goran Hadzic verhaftet. Er war der kleinste unter den großen Fischen: Vor Ausbruch des Jugoslawien-Kriegs noch ein einfacher Lagerhausarbeiter aus einem Dorf an der Donau, war er im Januar 1991 zunächst zum politischen Führer der serbischen Volksgruppe in Ostkroatien ernannt worden. Von März 1992 bis Ende 1993 wurde er "Präsident" der gesamten Rebellenhochburg "Krajina" (Grenzland), die von der mitteldalmatinischen Küste bis an die Ostgrenze an der Donau zu Serbien reichte. Das besetzte Gebiet umfasste rund ein Viertel des kroatischen Territoriums.

Serbiens damaliger Präsident Slobodan Milosevic bewaffnete die Brüder in Kroatien, um dessen Unabhängigkeit von Jugoslawien zu verhindern. Mit Hilfe der serbisch dominierten Jugoslawischen Volksarmee und paramilitärischer Banden wurden Zehntausende Kroaten gewaltsam vertrieben; wer nicht gehen wollte, wurde getötet oder verschleppt. Unter Hadzics politischer Verantwortung, so die Tribunal-Anklage, seien Hunderte Kroaten ermordet und Zehntausende vertrieben worden. Trauriger Höhepunkt war die fast vollständige Zerstörung des barocken Donaustädtchens Vukovar. Marodierende serbische Banden waren in das städtische Krankenhaus eingedrungen, hatten 300 Patienten und Angehörige des Krankenpersonals entführt und später die meisten ermordet.

Hadzic war 2004 nach der Anklage des Uno-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag untergetaucht. Aufgespürt wurde er nach Angaben der Polizei in einem Walddorf in den Hügeln von Fruska Gora, unweit von Novi Sad, der Hauptstadt der Nordprovinz Vojvodina. Dort führte er in den letzten Jahren eine Art Einsiedlerleben.

Die Polizei war der Spur eines Geldboten gefolgt, sein einziger Kontakt zur Außenwelt. Sein Aussehen habe sich stark verändert, sagte ein Belgrader Untersuchungsrichter, der seine Identität feststellte.

(RP)
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