Persönlich Leopoldo López . . . sitzt wieder hinter Gittern

Keinen Monat hatte die Haftentlassung von Venezuelas Oppositionsführer Bestand, da wurde der Hausarrest von Leopoldo López schon wieder beendet. In der Nacht zu gestern wurde der 46-Jährige vom venezolanischen Geheimdienst aus seinem Haus abgeführt und in ein Militärgefängnis gebracht. Seine Ehefrau Lilia Tintori veröffentliche auf Twitter ein Video, das zeigt, wie López von Sicherheitskräften in ein Auto gebracht wird. Neben López wurde auch der Bürgermeister von Caracas, Antonio Ledezma, aus dem Hausarrest ins Gefängnis gebracht. Der Oberste Justizgerichtshof begründete die Festnahmen der beiden mit einer Fluchtgefahr.

López war 2015 als Vorsitzender der Oppositionspartei Voluntad Popular ("Volkswille") in einem umstrittenen Verfahren für schuldig befunden worden, zu gewaltsamen Protesten gegen die Regierung aufgerufen zu haben, die 2014 über mehrere Monate 43 Tote forderten. Er wurde zu fast 14 Jahren Haft verurteilt. Seine Rolle innerhalb der Opposition nahm Tintori ein, die so praktisch über Nacht internationale Bekanntheit erlangte. Sie setzte sich öffentlichkeitswirksam - unter anderem bei Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump - für eine Freilassung ihres Ehemanns ein. Der hatte als Student sieben Jahre in den USA verbracht und wird von ihnen politisch unterstützt.

Am 8. Juli war López überraschend in den Hausarrest entlassen worden. Angesichts der bevorstehenden Abstimmung über eine Verfassungsreform deuteten Beobachter diesen Schritt als ein Zeichen der Annäherung der Regierung um Präsident Nicolás Maduro an die Opposition. López aber kritisierte das Votum und rief zum Boykott auf. Nach der Abstimmung sprach die Opposition vom "größten Wahlbetrug in der Geschichte unseres Landes". Es könnte also erneute Proteste geben - López wird diese vorerst hinter Gittern verfolgen müssen.

Jan Dafeld

(RP)
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