Krankenhaussterben befürchtet Leitende Klinikärzte schlagen Alarm
Düsseldorf · Gestiegene Kosten und fehlendes Personal setzen die Häuser unter Druck. Chef- und Oberärzte fordern Minister Lauterbach zum Handeln auf. Auch Schwarz-Grün verlangt Hilfen vom Bund.
Krankenhaus-Ärzte aus ganz Deutschland haben vor einem ungebremsten Kliniksterben gewarnt. In einer Mitgliederbefragung des Verbands leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte (VLK), die unserer Redaktion vorliegt, gab mehr als die Hälfte an, dass ihr Krankenhaus mit starken Defiziten bis hin zur Insolvenz zu kämpfen habe. 84 Prozent der teilnehmenden Chef- und Oberärzte erklärten, dass die Patientenversorgung an den Krankenhäusern durch den fehlenden Finanzausgleich für die gestiegenen Betriebskosten gefährdet sei.
Rund die Hälfte erklärte zudem, dass es bereits zu Kürzungen bei den ärztlichen Stellen gekommen sei oder diese geplant seien. „Das wiederum hat zur Folge, dass 57 Prozent meinen, dass die momentane ärztliche Personalsituation in ihrer Abteilung für eine gute Patientenversorgung nicht ausreicht“, erklärte der Verband. VLK-Präsident Michael Weber warf Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, dass dessen Politik „gezielt auf eine kalte Strukturbereinigung der Kliniklandschaft hinaus laufen soll“.
Beißende Kritik am Ressortchef kommt auch von Schwarz-Grün in NRW: „Wenn der Bundesgesundheitsminister jetzt nicht bald seine Verantwortung wahrnimmt und sich um die Betriebskostenfinanzierung der Krankenhäuser kümmert, wird es zu einem unkontrollierten Krankenhaussterben kommen“, sagte Marco Schmitz, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Die stark gestiegenen Kosten müssten jetzt kompensiert werden, um Insolvenzen zu verhindern. Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Meral Thoms ergänzte: „Inflation und Tariferhöhungen tragen zu Kostensteigerungen bei und werden nach dem aktuellen Vergütungssystem erst mit Zeitverzug von den Krankenkassen ausgeglichen.“ Um die Zeit bis zur vollständigen Umsetzung der Reformen zu überbrücken, müssten die Mehrkosten über die Betriebskosten refinanziert werden. Thoms begrüßte zwar, dass der Bund den Kliniken mit den Energiehilfen unter die Arme gegriffen habe. „Die Herausforderungen sind jedoch so groß, dass es einer weiteren Kraftanstrengung bedarf. Letztlich geht es darum, nicht nur in ausreichendem Umfang, sondern auch rechtzeitig reagieren zu können.“
In einem gemeinsamen Antrag für das Plenum verlangen die Koalitionäre von der Landesregierung, Druck auf den Bund auszuüben. Dort solle sich das Land etwa dafür einsetzen, dass künftig nicht nur die Tarifsteigerungen für das Krankenhauspersonal übernommen werde, das Pflege am Bett leiste. Auch sollen die Krankenkassen ein kürzeres Zahlungsziel von fünf Tage für das Begleichen von Krankenhausrechnungen bekommen.