Nach den Bund-Länder-Beratungen Lehrer sorgen sich wegen Schülertests

Düsseldorf · Verbände fordern den Einsatz mobiler Test-Teams und verlangen, dass die Notbremse bei hohen Inzidenzwerten auch weiterhin schon vor den Osterferien gezogen wird.

 Vor einem Monat in Monheim: Schulstart nach dem Lockdown.

Vor einem Monat in Monheim: Schulstart nach dem Lockdown.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Nach den Bund-Länder-Beschlüssen hat der Philologenverband an die Landesregierung appelliert, bei einer Inzidenz von mehr als 100 auch vor den Osterferien die Rückkehr zum Distanzunterricht weiterhin zu ermöglichen. „Bei Inzidenzen in den Kommunen von über 100 sollten die Öffnungen zurückgenommen werden“, sagte Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands NRW, unserer Redaktion. Wenn diese Schwelle mindestens drei Tage lang überschritten sei und die Schulen es wünschten, müsse das Land einer Notbremse auch vor den Ferien zustimmen.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte nach den Beratungen angekündigt, Schulen und Kitas blieben bis zu den am Freitag beginnenden Osterferien geöffnet. Zuletzt hatte die CDU/FDP-Landesregierung einzelnen Kommunen mit besonders hohen Ansteckungszahlen wie Wuppertal oder Düren gestattet, den Präsenzunterricht weitgehend wieder zu beenden.

Am Dienstag wurde bekannt, dass auch der Märkische Kreis mit einer Inzidenz von 215,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche in Abstimmung mit dem NRW-Gesundheitsministerium ab Mittwoch alle Schüler mit Ausnahme der Abschlussklassen wieder in den Distanzunterricht schickt. Der Kreis Minden-Lübbecke mit einer Inzidenz von 161,4 kündigte ebenfalls an, ab Mittwoch den Präsenzunterricht mit Ausnahme der Abschlussklassen zu untersagen, ebenso wie die Stadt Hagen. Das Infektionsgeschehen in den Schulen habe in den vergangenen Tagen stark zugenommen, hieß es zur Begründung. Die Einschränkungen seien mit dem Land abgestimmt.

Große Sorge vor Ansteckungen löst Lehrerverbänden zufolge das Testen der Schüler aus. „Es gibt in der Lehrerschaft ein großes Aufbäumen. Alle Schüler sitzen beim Testen im Klassenzimmer, nehmen ihre Masken ab – und die Lehrer müssen das beaufsichtigen und auswerten“, kritisierte Mistler. Eine besonders schwierige Situation ergebe sich bei positiven Testergebnissen. Dann sei die Unruhe in der Klasse so groß, dass an Unterricht nicht mehr zu denken sei. „Es wäre besser, wenn die Tests zu Hause durchgeführt werden, bevor sich die Kinder auf den Weg machen“, sagte Mistler.

Ähnlich äußerte sich die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. „Es muss mobile Teams geben, um die Schüler vor Unterrichtsbeginn zu testen – insbesondere, wenn die Grundschulen nach den Osterferien einbezogen werden.“ Völlig ungeklärt sei auch die Frage, wie Lehrer damit umgehen sollen, wenn mehrere Kinder auf einmal positiv getestet würden. Die Testbereitschaft in den Schulen sei zudem nicht sehr groß, so Finnern. Die Gewerkschafterin schätzt, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Schüler an den freiwilligen Selbsttests teilnähmen: „Da stellt sich schon die Frage nach der Sinnhaftigkeit.“ Im Schulministerium hingegen hieß es, das Testangebot werde sehr gut angenommen.

Dem Bund-Länder-Beschluss zufolge sollen nach den Osterferien jedem Schüler zwei Selbsttests pro Woche ermöglicht werden. Dazu hieß es im Schulministerium, die Landesregierung beabsichtige, die Beschlüsse umzusetzen und „allen Schülerinnen und Schülern möglichst zeitnah zweimal in der Woche ein Testangebot machen zu können“.

Wie es in den Schulen nach den Ferien weitergehen soll, war am Dienstagnachmittag noch unklar. Aus Sicht der Interessenvertreterinnen muss es dazu noch vor Ostern Gespräche mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) geben, damit die Schulen rechtzeitig planen könnten. Dabei gelte es, auch über andere Formen von Präsenzmodellen nachzudenken, um Unterricht und soziales Miteinander zusammenzubringen, so Mistler.

Wie schwerwiegend die Folgen fehlender sozialer Kontakte für Kinder und Jugendliche bereits sind, zeigt eine Bertelsmann-Studie. Demnach gaben 61 Prozent der insgesamt 7000 im November Befragten an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent berichteten von psychischen Belastungen, 69 Prozent von Zukunftsängsten. Zudem klagte gut ein Drittel der Jugendlichen über finanzielle Sorgen – vor der Corona-Krise hatte dieser Anteil noch bei etwa einem Viertel gelegen. Viele vermissen auch Treffen mit Freunden im öffentlichen Raum.

(kib/maxi)
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