Isolation bringt Milliardenschaden Land ist auf Einnahmen aus Tourismus angewiesen

Wien (dpa). Die von den 14 EU-Staaten geplante diplomatische Isolierung Österreichs könnte einen viele Milliarden Schillinge schweren Schaden für das Land nach sich ziehen. Die niederländische Königin Beatrix dürfe zwar in der nächsten Woche ihren Skiurlaub im österreichischen Lech antreten, hatte der holländische Ministerpräsident Wim Kok am Dienstag entschieden. Doch wie lange noch wird das Tourismusland den Zuspruch ausländischer Gäste genießen?

Wolfgang Ischinger, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, spekulierte am Freitag bereits mit denkbaren Auswirkungen auf den Fremdenverkehr zwischen Boden- und Neusiedlersee. Der belgische Außenminister Louis Michel hat seinen Landsleuten schon klipp und klar vom Urlaub in Österreich abgeraten. Es wäre "unmoralisch, dort Ski zu laufen", wird Michel zitiert. Es wird von ersten Stornierungen aus Israel und den USA berichtet.

Das sind noch vergleichsweise kleine Einbußen. Denn traditionell stellen die Deutschen die mit weitem Abstand stärkste Gruppe der ausländischen Gäste. Absagen aus Deutschland sind bisher nicht bekannt geworden. Sollte das Österreich wegen der innenpolitischen Lage auf den Index gelangen, wäre der Schaden nicht einmal annähernd abzuschätzen. Immerhin ist die Ferienbranche mit einem Umsatz von 200 Milliarden Schilling (knapp 29 Milliarden Mark) einer der wichtigsten Wirtschaftsbranchen.

"Der Preis, den die Wirtschaft für die Resozialisierung des Herrn Haider bezahlen muss, ist zu groß", zitiert selbst die konservative Wiener Zeitung "Die Presse" am Freitag den österreichischen Top- Banker Wilfried Stadler. In der Tat gab es schon vor Tagen die Warnung, Österreich könne auf den internationalen Kapitalmärkten seine erstklassige Bonität einbüßen und die bisher beste Einstufung AAA (Triple A) verlieren.

Das wird von der Oesterreichischen Nationalbank - noch - bestritten. "Österreich wird zum politischen Risiko", heißt es dagegen immer häufiger in der heimischen Wirtschaft. Eine Verschlechterung des Ansehens im Ausland und eine Zurückstufung der Kreditwürdigkeit würde die Staatsschulden erheblich verteuern, haben einige Wirtschaftswissenschaftler im Lande gewarnt.

Auch das ehrgeizige Privatisierungsprogramm der neuen Regierung könnte bei zunehmender Skepsis ausländischer Geldanleger nicht durchgeführt werden. Bis zu 130 Milliarden Schilling (knapp 19 Milliarden Mark) soll die Veräußerung von Staatsanteilen in Unternehmen in die Haushaltskasse spülen. Doch ohne die großen institutionellen Anleger, vor allem die großen US-Pensionsfonds sei dafür nicht genug privates Kapital aufzutreiben, versichern Banker.

(RPO Archiv)
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