Regierung will Notstand verhängen Lage auf Borneo entspannt

Jakarta (dpa). Nach den Massakern im indonesischen Teil der Insel Borneo mit weit über 400 Toten erwägt die Regierung in Jakarta, über die Unruheregion den Notstand zu verhängen. Dazu will an diesem Donnerstag Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri in die Provinz Zentral-Kalimantan reisen. Nach Augenzeugenberichten entspannte sich am Mittwoch die Lage in der Provinzhauptstadt Palangkaraya sowie in der Stadt Sampit vorerst. Allerdings wächst durch Dutzende umherliegende Leichen die Angst vor Seuchen.

Regierungsangaben zufolge will die Vizepräsidentin Sampit besuchen, wo vor knapp zwei Wochen die blutigen Unruhen zwischen Ureinwohnern vom Volk der Dayak und Zuwanderern ausgebrochen waren. "Wenn die öffentliche Ordnung nicht wieder hergestellt werden kann, ist ein ziviler Notstand sehr wahrscheinlich", sagte Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono. Dies würde den Sicherheitskräften ein schärferes Vorgehen erlauben. Polizei und Militär wurden unterdessen angewiesen, auf Unruhestifter sofort das Feuer zu eröffnen. Dabei soll inzwischen mindestens ein Mensch getötet worden sein.

In Sampit drohen derweil verwesende Leichen nach Darstellung des Roten Kreuzes, zu Seuchenherden zu werden. Allein in den Sungai- Sampit-Fluss seien mehr als hundert Opfer geworfen worden, teilte ein Sprecher mit. "Vom Fluss her kommt der Gestank verwesender Körper", sagte er. Auch lägen weiterhin viele Tote in den Straßen. Bei den Übergriffen waren zahlreiche Menschen geköpft worden.

Die Zusammenstöße zwischen dem früheren Kopfjäger-Volk der Dayak und Einwanderern von der zentralindonesischen Insel Madura hatten bis zu 40 000 Menschen aus Sampit in die Flucht getrieben. Rund 25 000 von ihnen warteten am Mittwoch weiterhin in Lagern vor der Stadt auf ihre Evakuierung. Nach Beginn der Unruhen waren mehr als 3000 zusätzliche Sicherheitskräfte in die Region entsandt worden.

Während der 32-jährigen Herrschaft des Diktators Suharto waren mehrere hunderttausend Menschen aus überbevölkerten Teilen Indonesiens wie den Inseln Java oder Madura in andere Regionen umgesiedelt worden, was dort häufig zu Konflikten mit alteingesessenen Volksgruppen führt.

(RPO Archiv)
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