Berlin Kritik an Zusammenlegung der Pflege-Ausbildung

Berlin · Kinderärzte schlagen Alarm, weil sie sich besonders um die Versorgung von Neugeborenen sorgen.

Die Pläne der Bundesregierung, die Ausbildung für Kranken, Alten- und Kinderpflege zusammenzulegen, stößt in der Fachwelt teilweise auf starke Kritik. Während jene Verbände und Experten, die überwiegend mit Alten- und Krankenpflege zu tun haben, die geplante Fusion der Ausbildungsgänge begrüßen, kommen von Seiten der Kinderärzte Bedenken.

"Eine allgemeine Pflegeausbildung, in der Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und auch Altenpflege innerhalb von drei Jahren erlernt werden sollen, ignoriert die besondere und verletzliche Situation des kranken Kindes und die ganz besonderen Anforderungen, die hier an die Pflege gestellt werden", betonte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, Eva Mildenberger. Die Ärztin fürchtet zudem eine erhebliche Belastung der Kinderkliniken, weil viele Auszubildenden der neuen Pflegeausbildung auch in Kinderkrankenhäusern ausgebildet werden müssten. Dadurch könne sich die Pflegesituation auf Säuglings- und Kinderstationen verschlechtern.

Ziel der Zusammenlegung der bisher drei Ausbildungsgänge in den Pflegeberufen ist es, die Situation des Pflegepersonals und der Azubis zu verbessern. Am Ende soll der Pflegeberuf deutlich attraktiver sein, als dies heute der Fall ist. So soll mit dem neuen Gesetz das Schulgeld, das es für die Altenpflege teilweise noch gibt, gänzlich abgeschafft werden und die Ausbildungsvergütung verbessert werden. Den Betroffenen soll die sogenannte generalistische Ausbildung mehr Karrierechancen eröffnen, in dem sie die Fachbereiche innerhalb der Pflege wechseln können. Auch die akademische Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann ist Teil des Gesetzesvorhabens, das bereits vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, sieht vor allem Vorteile für eine älter werdende Gesellschaft. "Im Krankenhaus werden mittlerweile in fast allen Fachbereichen ältere, demente und mehrfacherkrankte Personen versorgt", sagt der CDU-Politiker.

Zugleich hätten die Bewohner in den Pflegeeinrichtungen oft chronische Erkrankungen und benötigten eine umfangreiche Behandlungspflege. Aus diesen Argumenten erschließt sich die Zusammenlegung der Kranken- und der Altenpflege als sinnvoll. Welchen Nutzen die Integration der Kinderpflege in die generalisierte Ausbildung hat, wird nicht deutlich. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) macht nach einem von ihrem Ressort in Auftrag gegebenen Gutachten zudem auf verfassungsrechtliche Bedenken aufmerksam. Dabei geht es insbesondere um die Lastenteilung bei der Finanzierung der Ausbildung.

(qua)
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