Köln Kritik an katholischem Vertreter in Endlager-Suchkommission

Köln · Die Grünen kritisieren die Entscheidung der katholischen Kirche, den ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) in die geplante Kommission zur Suche eines Atommüll-Endlagers zu entsenden. "Weder ist mir Herr Milbradt bisher als Vertreter der Kirche aufgefallen, noch habe ich ihn zu Endlager-Fragen vernommen", sagte die Atomexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, der "Welt".

Der 68-Jährige erwiderte in einem Interview mit dem Kölner Domradio, er sei auch deswegen nominiert worden, weil er politische Erfahrung mitbringe. "Als Christ kann ich nur sagen, ich habe Verantwortung auch für die Nachkommen, auch für die nächste Generation." Milbradt war vor seiner Zeit als Ministerpräsident des Freistaats (2002 bis 2008) unter anderem Finanzdezernent in Münster.

Milbradt rechnet mit einem Endlager nicht vor 2030: "Das heißt 70 Jahre nach Einstieg in diese Technologie." Die schlechteste Lösung sei, den Atommüll in Zwischenlagern provisorisch unterzubringen, das berge die Gefahr von Unglücksfällen, terroristischen Angriffen und Ähnlichem. Er kritisierte das Verhalten jener Umweltverbände, die sich nicht an der Kommission beteiligen wollen: "Wir können uns nicht weiter vor der Verantwortung drücken." Wichtigste Aufgabe der Kommission sei es, einen fairen Auswahlprozess ohne Vorfestlegungen zu organisieren. Milbradt verteidigte die Beteiligung der Atomindustrie an der Kommission, schließlich gehe es um deren Hinterlassenschaft .

(epd/kna)
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