Kritik an Ägypten nach Gewalt gegen Christen

Kairo Nach dem blutigen Vorgehen gegen protestierende Christen gerät die Militärregierung in Ägypten auch international unter Druck. Die koptischen Christen warfen den Militärs und der Übergangsregierung vor, die religiöse Minderheit nicht vor Übergriffen radikaler Muslime zu schützen. Die Europäische Union und die USA äußerten sich besorgt über die Eskalation.

Das Auswärtige Amt gab eine Reisewarnung für Ägypten heraus. Touristen wird "dringend empfohlen", bei Menschenansammlungen und Demonstrationen besonders aufmerksam zu sein. Der Hinweis gilt für die großen Städte in Ägypten, ganz besonders aber für das Gebiet um den Tahrir-Platz und das Fernsehgebäude in Kairo.

In Kairo waren am Sonntag bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen protestierenden Kopten 26 Demonstranten getötet und fast 500 verletzt worden. Die Christen hatten gegen den Angriff auf eine ihrer Kirchen demonstriert. Hunderte Kopten und Polizisten kämpften auf einer Brücke mit Knüppeln gegeneinander. Die Christen erklärten, sie seien von den Sicherheitskräften angegriffen worden. Die Polizei lasse zu, dass muslimische "Gangster" Gewalt provozieren könnten. Augenzeugen sagten, Polizeiautos seien in die Menge gerast. Die vom Militär unterstützte Übergangsregierung verhängte eine Ausgangssperre für das Zentrum. Gestern trat das Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Nicht zum ersten Mal brennen Kirchen in Ägypten und brechen daraufhin Proteststürme los. Bereits im Mai und auch im März kam es zu Zusammenstößen mit Toten – damals aber zwischen Christen und Muslimen, die für die Brandstiftung verantwortlich gemacht wurden. Neu ist jetzt, dass die Konfrontation zwischen der Staatsgewalt und den Kopten stattfand und Muslime ihnen sogar zu Hilfe kamen.

(RP)
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