50 Millionen Briefe müssen verschickt werden Kassen zittern vor Chaos bei Start der neuen Zusatzbeiträge

Berlin · Bei der Umstellung ihres Finanzierungssystems zum Jahreswechsel fürchten die Krankenkassen, vor einer "logistisch nahezu unerfüllbaren Aufgabe" zu stehen, wie es aus Kassenkreisen heißt.

Zudem beklagen die Kassen zu hohe Bürokratiekosten für die Umstellung. Auch die Versicherten, die über die neuen Beiträge informiert werden müssen, werden das Chaos wohl zu spüren bekommen.

Hintergrund ist, dass die Finanzierung der Krankenkassen ab dem 1. Januar 2015 auf neue Füße gestellt wird. Die Kassen erhalten faktisch ihre Beitragsautonomie zurück und müssen dafür je nach eigener Finanzlage einen individuellen Zusatzbeitrag erheben, der prozentual vom Brutto-Einkommen ihrer Mitglieder einbehalten wird. Der Gesetzgeber verpflichtet die Kassen, ihre Mitglieder über die Höhe des Zusatzbeitrags in einem gesonderten Schreiben zu informieren. Die Kassen können allerdings erst ab Mitte November diese Zusatzbeiträge berechnen, festlegen und von ihren Aufsichtsbehörden genehmigen lassen. Denn erst Mitte November gibt es eine offizielle Schätzung, wie hoch voraussichtlich die Einnahmen und Ausgaben der Kassen ausfallen. Diese Schätzung muss Grundlage für die Berechnung der Zusatzbeiträge sein.

"Auch die AOK wird natürlich ihre Versicherten informieren. Wir hätten es aber gerne auf modernem Wege per Internet oder im Mitgliedermagazin getan", sagte der Chef des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann, auf Anfrage. Das sei viel effizienter, als bundesweit mehr als 50 Millionen individualisierte Briefe zu verschicken. Die Briefe verschwendeten "unnötig Versichertengelder".

Folge der knappen Zeit für die Information der Versicherten könnte sein, dass die Briefe, die ausgerechnet auch noch im Weihnachtsgeschäft verschickt werden müssen, bei den Versicherten zu spät ankämen. Für zahlende Kassenmitglieder ist das ärgerlich. Denn die Erhebung oder die Erhöhung des Zusatzbeitrags ist für die Mitglieder mit einem Sonderkündigungsrecht verbunden. Kommt der Brief zu spät an, wird es Durcheinander mit den Kündigungsfristen geben.

In der Kassenszene sorgt insbesondere für Ärger, dass im Gesetzestext nicht auf die hohen Kosten zur Information der Mitglieder hingewiesen wurde. Die 50 Millionen Briefe werden die Kassen bis zu 40 Millionen Euro kosten.

(qua)
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