Berlin Krankenkassen warnen vor hohen Arzt-Honoraren

Berlin · Im Streit zwischen Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) um die Kosten für das neue Gesetz zur ärztlichen Versorgung haben sich die gesetzlichen Krankenkassen auf die Seite des Finanzministeriums gestellt. Das Finanzressort bemängelt in einem zehnseitigen Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, dass es bei dem Versuch, mehr Ärzte aufs Land zu locken, sowie bei der Reform der Zahnarzthonorare zu nicht bezifferten Mehrkosten kommen könne.

Nach dem Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums sollen sich Mehrausgaben und Einspareffekte ausgleichen. Minister Bahr hatte in der Fernsehsendung "Hart aber fair" die Mehrausgaben allerdings auf 300 Millionen Euro beziffert. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, es sei schwierig, die Einspareffekte exakt zu berechnen. Nach Einschätzung der Krankenkassen liegen die Mehrkosten deutlich über 300 Millionen Euro. "Ich erwarte Mehrkosten in Milliardenhöhe für die gesetzlichen Krankenkassen", sagte der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, "Außerdem vermisse ich in dem Gesetzentwurf, wie tatsächlich Patienten besser versorgt werden."

Der Verband der Ersatzkassen sieht die Pläne des Gesundheitsministeriums ebenfalls kritisch. Es werde stark auf finanzielle Anreize gesetzt, um "eine vermeintliche Unterversorgung mit Ärzten gerade in ländlichen Regionen abzuwenden", sagte Dirk Ruiss vom NRW-Ableger des Ersatzkassenverbandes. "Auf die massiv bestehende Überversorgung in städtischen Ballungsgebieten findet der Gesetzentwurf keine Antworten."

(RP)
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