Berlin Kraft will an SPD-Spitze festhalten

Berlin · Die NRW-Regierungschefin sieht keinen Grund für personelle Konsequenzen.

Als Hannelore Kraft gestern Abend hinter Peer Steinbrück die Bühne des Willy-Brandt-Hauses in Berlin betrat, hatte sie sichtlich Probleme ein Lächeln über ihr Gesicht huschen zu lassen. Auch die NRW-Ministerpräsidentin hatte auf einen besseren Wahlausgang für ihre Partei gehofft. Dennoch spendete sie Steinbrück aufmunternden Applaus, als sich dieser bei seinen Mitstreitern für die Mühen der vergangenen Wochen bedankte.

Kurz zuvor im Fernsehen um eine Stellungnahme gebeten, gab sich die stellvertretende SPD-Chefin eher einsilbig: "Natürlich haben wir uns mehr erwartet, das ist richtig, aber wir sind nach oben gekommen, wenn auch noch nicht weit genug." Es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis die SPD zu alter Stärke zurückfinde.

Die eindeutige Siegerin der Wahl sei die Kanzlerin. "Merkel hat die Wahl gewonnen. An sie geht mein Glückwunsch", sagte Kraft. Eine Begründung für den geringen Stimmenzuwachs der SPD hatte Kraft nicht. "Ich kann nicht erkennen, was schief gelaufen ist. Wir haben über Inhalte versucht zu erklären, wie wir unser Land nach vorne bringen und die Lebenssituation der Menschen verbessern wollen. Unser Programm ist gut angekommen. Wir hatten die richtigen Inhalte."

Am Kandidaten habe es jedenfalls nicht gelegen, sagte sie. Und deshalb seien auch keine personellen Konsequenzen aus dem Wahlausgang zu ziehen. "Wir bleiben alle beieinander; jeder erwartet, dass wir uns zerfleischen und zerlegen." Doch die SPD müsse sich nicht neu aufstellen.

Das heißt einerseits, dass Hannelore Kraft offenbar die bisherige Parteiführung um SPD-Chef Sigmar Gabriel, Generalsekretärin Andrea Nahles und Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier beibehalten will. Andererseits steckt in diesem Satz auch ein Bekenntnis zu Nordrhein-Westfalen. Denn immer wieder wurden Stimmen innerhalb und außerhalb der SPD laut, die forderten, Kraft solle in die Bundespolitik wechseln und nach Berlin gehen. Bisher hat sie solchen Forderungen stets klare Absagen erteilt.

Wie es mit der SPD weitergeht, wird sich frühestens am Freitag beim Parteikonvent entscheiden. Wahrscheinlich aber erst, wenn feststeht, mit wem Kanzlerin Angela Merkel künftig regieren wird.

(lau)
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