Berlin Kopf an Kopf in Sachsen-Anhalt

Berlin · In Sachsen-Anhalt stehen die Zeichen auf Veränderung: Der beliebte Ministerpräsident, der 75-jährige Wolfgang Böhmer (CDU), tritt bei der Landtagswahl am Sonntag nicht wieder an. Seine große Koalition mit Jens Bullerjahn (SPD) als Finanzminister funktionierte so gut, dass Schwarze und Rote eine Art Kuschelwahlkampf austrugen: Böhmer trat bei Bullerjahn auf; dafür kochte Bullerjahn gemeinsam mit dem neuen CDU-Spitzenkandidaten Reiner Haseloff öffentlich "Magdeburger Allerlei".

Es ist aber nicht ausgemacht, dass die große Koalition fortgesetzt wird. Die CDU wird sicher wieder stärkste Partei. Die Schlüsselrolle aber hat der SPD-Spitzenmann Bullerjahn, dessen Partei in der jüngsten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen gleichauf mit der Linken bei 24 Prozent lag.

Bullerjahn könnte also vor der Entscheidung stehen, dass er entweder die große Koalition, dann mit Haseloff als CDU-Ministerpräsident, fortsetzt, oder dass er ein Bündnis mit dem Linken Wulf Gallert schmiedet – je nach Wahlausgang mit oder ohne die Grünen. Bullerjahn hat nur zur Bedingung gemacht, dass die Linken Juniorpartner werden. Für ein solches Bündnis spricht, dass Bullerjahn es mit Gallert kann. Die beiden hatten in den 90er Jahren für den Zusammenhalt einer durch die PDS tolerierten Minderheitsregierung gesorgt. Für dieses Bündnis spricht auch, dass Bullerjahn den neuen CDU-Spitzenmann Haseloff zwar respektiert, ihm aber keineswegs so verbunden ist wie dem amtierenden Ministerpräsidenten.

Entscheidend für die Koalitionsfindung wird auch das Abschneiden der Kleinen sein. Die Grünen, bislang ohne Sitz im Landtag, lagen zuletzt bei fünf Prozent, dürften angesichts der Atomdebatte aber den Sprung schaffen. Die FDP ist in Sachsen-Anhalt traditionell stark, liegt aktuell aber bei nur fünf Prozent. Auch die rechtsradikale NPD hat Aussicht auf Einzug ins Parlament.

(RP)
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