Kolumne „Hier in NRW“ Corona bremst Mütter aus

Düsseldorf · Die Krise verstärkt den Trend wachsender Ungleichheit beim Einkommen. Gelegentlich gibt es Zweifel daran, dass Mütter von der Corona-Krise besonders stark betroffen sind. Dann werden gern Einzelfälle vorbildlicher Väter als Beispiel herangezogen, die sich in den vergangenen Wochen mindestens ebenso um die Kinderbetreuung verdient gemacht haben wie ihre Partnerinnen. Repräsentativ sind diese Männer aber nicht

 In der Corona-Krise verschärft sich der Betreuungsaufwand.

In der Corona-Krise verschärft sich der Betreuungsaufwand.

Foto: dpa/Christian Beutler

Diese Woche ließ eine Untersuchung der feministischer Umtriebe völlig unverdächtigen Bertelsmann-Stiftung aufhorchen. Forscherinnen errechneten, dass Mütter aufs Leben gesehen deutlich weniger Geld verdienen als kinderlose Frauen. Die Entscheidung für ein Kind lässt das Lebenseinkommen durchschnittlich um 40 Prozent schrumpfen, bei drei oder mehr Kindern sind es sogar 70 Prozent. Und das, obwohl Frauen doch seit Jahren im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse erzielen als Männer.

Aber es kommt noch ärger: Die Einkommensverluste durch Mutterschaft sind in den vergangenen Jahren sogar noch gewachsen. Bei Frauen des Jahrgangs 1971 lagen die Einbußen im Westen bei 30 Prozent, bei Frauen des Jahrgangs 1982 sogar bei 43 Prozent.

Eine Ursache ist das in Deutschland immer noch so beliebte Rollenmodell, wonach Mütter in Teilzeit arbeiten oder gar nicht. Eine weitere sind die niedrigeren Löhne, auch in Landestarifverträgen, in frauendominierten, oft systemrelevanten Bereichen. Auch die Minijobs tragen zur Ungleichheit entscheidend bei, so die Forscherinnen. Nach deren nicht allzu gewagter Prognose werden sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern durch die Corona-Krise noch weiter verschärfen, weil auch der Betreuungsaufwand zugenommen hat. Erstaunlich ist aber auch, wie selbstverständlich viele Mütter die zusätzliche Arbeit auf sich nehmen. Und die Diskriminierung.

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