Kirchentags-Bilanz

Die Sonne. Die Menschen. Die schöne Stadt. Das wird bei vielen Besuchern bleiben vom Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Zweifellos ist es ermutigend, wenn viele der rund 155 000 Tages- und Dauergäste die fünf Tage als stärkendes Glaubensfest empfunden haben. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob das für eine Veranstaltung reicht, die selbst den Anspruch hat, politische "Zeitansage" zu sein. Der Kirchentag habe den "Nerv der Zeit" getroffen, hat sein Präsident Gerhard Robbers gesagt. Dazu müsste dann aber auch die Bereitschaft zählen, schmerzhafte Forderungen zu stellen.

Gegen Altersarmut und Menschenhandel zu sein und für ein gerechtes Wirtschaftssystem, ist ein bisschen dünn – darüber sind sich schließlich alle einig. Über die Wege hätte es zu streiten gelohnt. Das gelang viel zu selten: Mit Podien, die einer Meinung sind (nämlich der des Publikums), geht das nicht. Streit ist kein Gut an sich. Aber er ist die Essenz der Demokratie. Ihn zu scheuen, ist daher ein Fehler. Gerade für die Protestanten, eine aus dem Streit geborene Kirche, müsste das auf der Hand liegen.

(RP)
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