Kirche in Schockstarre

Es war einmal eine Zeit, da befragte die katholische Kirche ihre Gläubigen nach deren Lebenswirklichkeit. Die gaben zur ehrlichen Antwort, dass sie eine Weiterentwicklung kirchlicher Lehre wünschten; kritisiert wurde insbesondere der Ausschluss von Menschen in homosexuellen Partnerschaften. Nur ein paar Wochen ist das jetzt her. Seitdem scheint das Staunen der Kirche übers eigene Kirchenvolk kein Ende gefunden zu haben. Denn wer das irische Ja zur Homo-Ehe rhetorisch maßlos als "Niederlage für die Menschheit" begreift (wie Kardinal-Staatssekretär Parolin), diskriminiert die Betroffenen wie auch all jene, deren aufgeklärter Geist sich der Toleranz verpflichtet fühlt.

Die Kirche hadert mit Welt und Volk. Nur: Beides ist nicht austauschbar. Dabei muss die Kirche ihre Lehre gar nicht vermeintlichen Zeitgeistern opfern, bloß um Lebenswirklichkeiten jenseits ihrer Ideale zumindest wahrzunehmen. Brückenbauer sind gefragt. Doch die Kirche scheint wie in Schockstarre zu verharren, die schon jetzt manche Hoffnung auf zukunftsweisende Beschlüsse der Familiensynode zunichtemacht.

(RP)
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