Kim Jong Un muss Macht wohl teilen

Pjöngjang/Düsseldorf Nach dem Tod von Nordkoreas Alleinherrscher Kim Jong Il mehren sich die Anzeichen, dass es in der Führung des Landes erstmals faktisch zu einer Machtteilung kommen könnte. Demnach haben hochrangige Militärs Kims Sohn Kim Jong Un zwar inzwischen die Treue geschworen; offenbar soll der politisch unerfahrene junge Mann aber nicht wie sein Vater und sein Großvater, Staatsgründer Kim Il Sung, allein herrschen, sondern gemeinsam mit seinem Onkel Jang Song Thaek und Vertretern des Militärs.

Jang Song Thaek (65) gilt als graue Eminenz des Regimes. Er ist der Ehemann von Kim Jong Ils jüngerer Schwester Kim Kyong Hui. Jang war bereits zum starken Mann hinter Kim Jong Il aufgestiegen, nachdem ihn dieser 2009 in die Nationale Verteidigungskommission und damit das mächtigste Gremium des Landes geholt hatte. Im vergangenen Jahr beförderte der Diktator seinen Schwager schließlich zu seinem Stellvertreter in der Kommission. Damit war Jang die Nummer zwei nach Kim Jong Il.

Auch Jangs Frau könnte künftig die Rolle einer Hüterin für den jungen Kim Jong Un spielen. Wie dieser bekam auch Kim Kyung Hui im vergangenen Jahr von ihrem Bruder den Dienstgrad eines Vier-Sterne-Generals verliehen. Sie gilt in Nordkorea als wichtigste Repräsentantin der Herrscherfamilie.

Offenbar geht es dem inneren Zirkel des Regimes zunächst darum, die Macht von Kim Jong Un zu festigen. In den großen Städten seien die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden, hieß es aus südkoreanischen Militärkreisen. Auch die Truppen seien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Zehntausende Nordkoreaner trotzten auch gestern Schneefall und frostigen Temperaturen und bekundeten in der Hauptstadt ihre Trauer. Seit dem Tod Kim Jong Ils sollen nach amtlichen Meldungen bereits mehr als fünf Millionen trauernde Nordkoreaner zu den offiziellen Gedenkstätten gepilgert sein.

(RP)
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