Persönlich Kim Jong Un ... sucht Ziele für seine Raketen

Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es die Hoffnung, dass dieser Mann im seit 60 Jahren abgeschotteten Nordkorea ein politisches Tauwetter auslösen würde: Kim Jong Un (vermutlich 30), dritter und jüngster Sohn seines im Dezember 2011 verstorbenen Vaters Kim Jong Il, galt als volksnah und westlichen Einflüssen gegenüber aufgeschlossen. Es war wohl ein Irrtum. Seit Tagen droht Kim mit Krieg gegen den Süden der Halbinsel, mit einem präventiven Atomschlag gegen die USA oder gleich mit einem Weltenbrand. Ende vergangener Woche kündigte er das Waffenstillstandsabkommen von 1953, am Montag ließ er dann das Rote Telefon ausstöpseln, die einzige Direktverbindung in den verfeindeten Süden.

Gestern wurde der Diktator noch einmal konkreter. Bei einem Truppenbesuch wies er die Soldaten an, bei der geringsten Provokation eine südkoreanische Insel zu beschießen, um "die Hüften der verrückten Feinde zu brechen und ihre Luftröhre durchzuschneiden". Es ist nicht sicher, ob Kim sich diese anatomischen Details selber ausgedacht hat. Aber seine Eskalationsstrategie ähnelt sehr dem Vorgehen seiner Vorgänger: mit wüsten Drohungen ein Krisenszenario aufbauen, um auf diese Weise Konzessionen der "Feinde" zu erpressen, allen voran der USA.

Das hat früher schon häufig funktioniert, nur dass sich Nordkorea dann nie an die Abmachungen gehalten hat. Nun wurden, erstmals mit Billigung von China, dem einzigen Verbündeten, verschärfte UN-Sanktionen gegen das Regime verhängt. Grund waren neue Raketen- und Atomtests, mit deren Hilfe das bitterarme Land in den Rang einer Nuklearmacht aufsteigen will. Weil es aber noch nicht so weit ist, sind Kims wüste Drohungen auch nicht viel mehr als ein Bluff. Es sei denn, der Wirklichkeitsverlust des Regimes ist so weit fortgeschritten, dass Kim glaubt, was er sagt. Man hat sich schließlich schon einmal in ihm getäuscht.

(RP)
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