Struck: "Über Kampf zum Spiel zum Sieg" Kickt Ronaldo Schröder aus dem Kanzleramt?

Berlin (RP). Wäre, hätte, würde - wäre dem DFB-Team der Endspiel-Erfolg geglückt, hätte dies die Sieges-Chancen für Kanzler Schröder verbessert. Gilt jetzt der Umkehrschluss?

Dieter Roth von der Forschungsgruppe Wahlen hatte im Vorfeld des Finales klar festgehalten: "Ein WM-Gewinn hebt die Stimmung. Bisher hat dies immer die Regierung begünstigt." Gilt jetzt der Umkehrschluss? Hat Ronaldo mit seinem Doppelschlag gar Schröder raus und Edmund Stoiber (CSU) hineingekickt ins Kanzleramt? SPD-Fraktionschef Peter Struck reagierte im Gespräch mit der "Rheinischen Post" gelassen: "Ich sehe da keine Probleme, was die Bundestagswahl angeht. Sie entscheidet sich nämlich in den letzten vier bis sechs Wochen."

Teamchef Struck hält fest: "Die SPD wird sich weiterhin ein Beispiel an der Einstellung Oliver Kahns nehmen. Das heißt über Kampf zum Spiel zum Sieg". Außenminister Joschka Fischer glaubt nicht, dass der Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Einfluss auf die Bundestagswahl hat. "Das liegt nicht in den Händen von Kahn und Völler", sagte der Grünen-Spitzenkandidat am Montag in Berlin. Die Menschen wüssten genau, dass nun der Ernst des Lebens wieder beginne. Fußball sei eine der herrlichsten Nebensachen auf der Welt. Auf jeden Fall gratuliere er der Nationalmannschaft. "Die deutsche Mannschaft hat bravourös gespielt und alle haben mit Kahn gelitten", sagte Fischer. Es gebe keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Das Endspiel gegen Brasilien sei eines der besten überhaupt gewesen.

Was Kahn für den Kanzler nicht richten konnte, soll offenbar VW-Personalvorstand Peter Hartz richten, dessen Ideen zur Arbeitsmarktpolitik weiterhin die Öffentlichkeit beschäftigen. Schröder schrieb in einem Beitrag für die Partei-Zeitung "Vorwärts", er sei entschlossen, noch vor der Wahl erste Teile der Hartz-Vorschläge umzusetzen.

Auch Struck misst den Vorschlägen für die nächste Zeit zentrale Bedeutung bei: "Wir werden die Vorstellungen der Hartz-Kommission, nachdem wir sie bewertet haben, auch daraufhin überprüfen, was wir noch vor der Bundestagswahl umsetzen können und was danach über gesetzliche Änderungen gemacht werden muss", sagte der SPD-Fraktionschef.

Der Sprecher des Seeheimer Kreises, des konservativen Flügels der SPD, Reinhold Robbe, führt erste positive Entwicklungen seiner Partei in den Umfragen auf die Hartz-Vorschläge zur Arbeitsmarktpolitik zurück: "Die neuen demographischen Zahlen zeigen, dass die Menschen auf eine klare Message von Schröder und der SPD zu diesem Thema gewartet haben. Es gab eine gewisse frustrierte Stimmung in der Bevölkerung, die sich jetzt wandelt", meint Robbe.

Unions-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) sieht in den Hartz-Vorschlägen in erster Linie "einen Offenbarungseid der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der rot-grünen Bundesregierung". Edmund Stoiber hat Schröder vorgeworfen, er wolle mit Showelementen vom Versagen Rot-Grüns auf diesem Feld ablenken.

Von MARGARETE VAN ACKEREN

(RPO Archiv)
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