SPD-Vize Kühnert zu Geisterspielen „Wird sehenden Auges nach hinten los gehen“

Berlin · SPD-Politiker Kühnert hält eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga für nicht vermittelbar. Die sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Dassler ist offenbar anderer Meinung.

 Kevin Kühnert.

Kevin Kühnert.

Foto: dpa/Michael Kappeler

„Der Fußball fügt sich damit einen erheblichen Imageschaden zu, mutmaßlich einen größeren, als es die Pandemie tut“, sagte Kevin Kühnert dem „Münchner Merkur“ und der „tz“. Derzeit leide die Gesellschaft unter der Corona-Krise und kämpfe mit den Folgen und Auswirkungen. „In so einer Phase möchte der Profifußball den Spielbetrieb wieder aufnehmen - das hat eine ungeheure negative Symbolkraft“, meinte der 30-Jährige.

„Tausende Corona-Tests für die Spieler, während nicht mal das medizinische Personal fortlaufend getestet wird sowie Zweikämpfe und Rudelbildungen in Zeiten von Abstandsgeboten, das wird doch sehenden Auges nach hinten los gehen“, mahnte der Juso-Chef und SPD-Vize, wenngleich er den Fußball als Fan auch vermisse.

Die sportpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion widersprach Kühnert. „Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist gerade in diesen Zeiten wichtig, denn Fußball ist nicht nur Volkssport, sondern auch Medizin für die Seele“, sagte Britta Dassler in einer Mitteilung am Samstag. „Die Ablenkung würde vielen Menschen sowohl seelisch als auch gesundheitlich gut tun.“ Dabei sei „jedoch klar, dass der Gesundheitsschutz oberste Priorität haben muss“.

Kühnert führte aus, dass die Bundesliga zwar ein riesiger Arbeitgeber sei und die wirtschaftlichen Faktoren auch eine große Rolle spielten. Er vermisse aber, dass „der Fußball im Bündnis mit der Öffentlichkeit Druck auf die Rechteinhaber macht. Es gab kaum Diskussionen darüber, wie ein geordneter Saisonabbruch abgewickelt werden könnte. Stattdessen wurde von Anfang an versucht, die Fortsetzung durchzuboxen, komme, was wolle“, sagte er. Dadurch habe man die Rechteinhaber in eine gute Verhandlungsposition gerückt.

Generell fürchtet Kühnert, „dass die schrittweise Entfremdung der Fans vom System Fußball, die latent in den letzten Jahren schon eine große Rolle gespielt hat, jetzt noch größer wird“.

(pabie/dpa)
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