Erster gesamtdeutscher Kinder- und Jugendbericht Keine Unterschiede zwischen West und Ost

Berlin (rpo). 600 Seiten dick ist der neueste Kinder- und Jugenbericht, den Bundesfamilienministerin Christine Bergmann am Donnerstag von einer unabhängigen Sachverständigenkommission entgegennahm.

Es ist der erste Gesamtbericht über die Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Sein Hauptthema ist das "Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung".

Dies bedeute nicht, dass die Familie nicht so wichtig sei, betonten Bergmann und der Vorsitzende der Kommission, Ingo Richter, bei der Übergabe. Vielmehr gehe es um die Verantwortung der Gesellschaft und des Staates dafür, dass Eltern ihrer Aufgabe auch nachkommen könnten. "Man muss Bedingungen schaffen, damit Kinder gesund und glücklich aufwachsen können", sagte Richter.

Unterstützt sah sich Bergmann durch die Empfehlung, den Ausbau von Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Ganztagsbetreuung voranzutreiben. Der Bericht gebe dem Ausbau der Infrastruktur klar Vorrang vor Transferleistungen, betonte sie, ohne Einzelheiten zu nennen. Trotz der derzeitigen Finanzlage werde dies ein großer Schwerpunkt werden. Das Thema Chancengleichheit müsse auch in der Debatte um Migration und Integration eine größere Rolle spielen.

Der Report zeigt der Ministerin zufolge auch, dass es zwischen Ost und West keine grundsätzlichen Unterschiede gibt, wenn auch die Jugendhilfe in den neuen Ländern mit beträchtlichen Mitteln erst aufgebaut werden musste. Der Rechtsextremismus sei nicht nur ein ostdeutsches Problem, auch wenn er dort stärker zu Tage trete. Dies Thema betreffe nicht nur Jugendliche, sondern komme aus der Mitte der Gesellschaft, sagte die SPD-Politikerin.

Wie Bergmann ankündigte, wird die Bundesregierung in den kommenden Monaten die Empfehlungen der Kommission erörtern und bis Ende des Jahres eine Stellungnahme erarbeiten. Nach der Beratung im Kabinett soll der Bericht Anfang nächsten Jahres dem Bundestag vorgelegt werden.

(RPO Archiv)
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