Gespräche zwischen Indien und Pakistan gescheitert Keine Einigung im Kaschmir-Konflikt

Agra (rpo). Die Gespräche zwischen Indien und Pakistan über eine gemeinsame Lösung für den Kaschmir-Konflikt sind gescheitert. Das Gipfeltreffen Indiens und Pakistans endete am Montag ohne die angekündigte "Deklaration von Agra".

Es gab nicht einmal eine Schlusserklärung von Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf und Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee.

"Ich bin enttäuscht, mitteilen zu müssen, dass das Ziel einer gemeinsamen Erklärung nicht erreicht wurde", sagte Nirupama Rao, die Sprecherin des indischen Außenministeriums. Musharraf reiste nach einem fünften Treffen mit Vajpayee ab.

Musharraf hatte während des zweitägigen Gipfels verlangt, den Streit um das geteilte Kaschmir als Grundproblem anzuerkennen. Indien verwies dagegen auf den Krieg zwischen moslemischen Separatisten und der Armee im indischen Teil Kaschmirs. Neu Delhi wirft Pakistan vor, die Separatisten zu unterstützen. Vajpayee und Musharraf sprachen insgesamt fast zehn Stunden miteinander, mehr als doppelt so lange wie geplant.

Indien und Pakistan haben seit 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir. Beide Länder erheben Anspruch auf ganz Kaschmir. An der Grenze kommt es immer wieder zu Schießereien zwischen Truppen beider Länder. Durch den Krieg im indischen Teil Kaschmirs kamen seit 1989 bis zu 70 000 Menschen um. Während des dreitägigen Besuchs Musharrafs in Indien wurden im indischen Teil Kaschmirs mehr als 70 Menschen bei Kämpfen und Überfällen getötet.

Aber auch fanatische Hindus sind gegen Friedensgespräche. Am Konferenzort verbrannten Anhänger der Hindu-Partei "Shiv Sena" zwei pakistanische Flaggen aus Protest gegen die Gespräche über Kaschmir.

Musharraf forderte auch die Einbeziehung der Menschen in Kaschmir in die Gespräche. "Wir können nichts über ihre Köpfe hin weg tun, sie müssen Teil des Dialogs sein", sagte Musharraf. Indien lehnt das ab.

Vajpayee hatte dennoch zu einer Einigung aufgerufen. "Lassen Sie uns diese Gelegenheit ergreifen, den dauerhaften Frieden zu schaffen, der uns seit 54 Jahren fehlt", sagte Vajpayee in einer am Montag veröffentlichten Erklärung.

Am Sonntag hatten Indien und Pakistan sich begeistert über die gute Stimmung beim Gipfeltreffen geäußert. Dann jedoch trat die indische Informationsministerin Sushma Swaraj vor die Presse und erweckte den Eindruck, dass der Streit um Kaschmir bei den Gesprächen keine Rolle spiele.

Musharraf ließ dies mitten in der Nacht richtig stellen. Er will nach Ansicht von Beobachtern in Pakistan den Eindruck vermeiden, dass er bereit wäre, den Anspruch auf Kaschmir aufzugeben. Vajpayee will verhindern, dass Kaschmir als das einzige Gipfelthema erscheint.

(RPO Archiv)
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