Schröder sprach über Rechtsradikalismus Kein Groll auf den Kanzler in Sebnitz

Zittau (rpo). Bundeskanzler Gerhard Schröder hat am Mittwoch im sächsischen Sebnitz zum Kampf gegen Rassismus aufgerufen. Die Mitschuld Schröders für die unrühmlichen Schlagzeilen, in die das Dorf wegen des "Falles Joseph" geraten war, haben die Sebnitzer schon vergessen. Gerhard Schröder wandte sich gegen die pauschalen Verurteilungen, denen die Einwohner der südsächsischen Stadt im vergangenen Herbst nach falschen Medienberichten über die Ermordung eines sechsjährigen Jungen durch Rechtsradikale im städtischen Schwimmbad ausgesetzt waren. Den Sebnitzer Bürgern sei "bitteres Unrecht" angetan worden. Schröder wurde in Sebnitz betont herzlich empfangen; die erwarteten Missfallensbekundungen blieben aus.

Der Kanzler sagte bei einem Empfang im Rathaus der Stadt, auch die Sebnitzer müssten sich gegen jede Form rechtsradikaler Umtriebe wehren. Es müsse der feste Wille erkennbar sein, zusammen mit allen anderen solchen Entwicklungen entgegen zu treten. Den Bürgern sei durch die Medienberichte im vergangenen Herbst Unrecht geschehen, betonte der Kanzler. Er begrüßte, dass die Betroffenen sich öffentlich entschuldigt hätten. Die zu Unrecht Beschuldigten täten Recht daran, "nicht in die Vergangenheit zu schauen, sondern nach vorne".

Oberbürgermeister Mike Ruckh empfahl Sebnitz der besonderen Aufmerksamkeit des Bundeskanzlers und stellte die rhetorische Frage, ob eine ganze Stadt in Verruf geraten wäre, wenn vergleichbare Gerüchte in einem Dorf im Schwarzwald aufgetreten wären. Die Medien rief er auf, keine "Leichtgläubigkeit im Schlechten" zu praktizieren. Er plädierte für mehr direkten Kontakt mit den Bürgern und Gelassenheit bei der Arbeit.

Vor dem Empfang im Rathaus hatte Schröder die Seidenblumenmanufaktur der Stadt besucht. Damit wollte er die touristischen Werte der Stadt herausstellen.

(RPO Archiv)
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