Kassenärzte befürchten weitere Beitragserhöhungen Kassen-Defizit offenbar bei 3,2 Milliarden Euro

Frankfurt/Main (rpo). Die (Kranken-) Kassen sind offenbar leerer als angenommen. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll sich das Defizit im dritten Quartal auf 3,2 Milliarden Euro belaufen.

Somit habe Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) abermals eine riesige Finanzierungslücke zu verkraften, schreibt das Blatt.

Der Gesundheitsexperte der Union, Horst Seehofer, erklärte dem Blatt zufolge, dass dieses "Riesen-Loch" auch durch zusätzliche Beitragseinnahmen durch das Weihnachtsgeld nicht mehr bis Jahresende auszugleichen sei. Ministerin Schmidt sei nicht mehr tragbar, sagte der CSU-Politiker. Die Union erwartet ein Kassen-Defizit zum Jahresende von bis zu drei Milliarden Euro. Das Bundesgesundheitsministerium geht dagegen von zwei Milliarden Defizit zum Jahresende aus.

Die Kassenärzte sind von der Wirksamkeit des von der Bundesregierung verordneten Beitragsstopps nicht überzeugt. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Manfred Richter-Reichhelm, sagte der "Berliner Zeitung" (Donnerstagausgabe), dass weitere Beitragserhöhungen der gesetzlichen Kassen im kommenden Jahr "sicher nicht auszuschließen" seien.

Unterdessen forderte der Chef der sächsischen SPD-Landesgruppe im Bundestag, Gunter Weißgeber, eine Zwangsvereinigung der gesetzlichen Krankenkassen. Ursache für das Milliarden-Defizit und die Beitragsexplosion liege vor allem an der Vielzahl der existierenden Kassen, sagte Weißgerber der Chemnitzer "Freien Presse" (Donnerstagausgabe): "359 Kassen sind 358 Kassen zu viel", sagte der SPD-Poliker. Der bestehende "Scheinwettbewerb" führe nicht zu einer besseren medizinischen Betreuung. Das Leistungsangebot sei nahezu identisch. Durch den deutlich geringeren Verwaltungsaufwand bei nur noch einer Krankenkasse für alle gesetzliche Versicherten ließen jährlich hunderte Millionen Euro einsparen.

(RPO Archiv)
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