Kassen-Chefs sollen eigene Akten offenlegen

Man weiß gar nicht, worüber man sich mehr aufregen soll. Dass die intimsten Daten von Millionen Krankenversicherten für Unbefugte im Handumdrehen einsehbar sind, ist schon Skandal genug. Dass dieses Datenleck den Krankenkassen und auch den Aufsichtsbehörden seit 20 Monaten bekannt ist, ohne dass irgendjemand etwas Wirksames dagegen unternommen hat, ist aber ein noch viel größerer Skandal.

Wer wann welchen Arzt besucht und welche Medikamente geschluckt hat, einen Hepatitis-Test gemacht hat oder eine Psychotherapie - all das gehört in unserer Gesellschaft aus gutem Grund zu den größten privaten Geheimnissen. Dieses Geheimnis so beschämend schlecht geschützt zu haben, ist ein schweres Versäumnis der Kassen. Aber von dem schlechten Schutz zu wissen und ihm trotzdem fast 20 Monate lang nicht viel mehr als irgendwelche ergebnislosen Prüfungen entgegenzusetzen, ist noch schlimmer. Ihre Untätigkeit belegt das eklatante Desinteresse der Verantwortlichen.

Man wünscht sich, dass die Kassenchefs tätige Reue zeigen. Sie könnten ja als Zeichen der Buße ihre eigenen Krankenakten veröffentlichen.

(RP)
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