Karneval muss sorglos, aber auch politisch sein

Jeder Meinungsmacher muss wissen, wie weit er mit Kritik und Karikatur geht. Hat er sich einmal zu einer Haltung entschlossen, sollte er auch dabei bleiben. Schließlich ermöglicht er so seinem Publikum, mit dem Kauf des Mediums oder dem Besuch des Rosenmontagszugs zu zeigen, dass es diese Meinungsäußerung ausdrücklich wünscht. Und nicht wenige kommen zu den Zügen in Köln, Düsseldorf und Mainz, um exakt die respektlosen Mottowagen zu sehen.

Die Kölner haben der Sicherheit den Vorrang gegeben. Sie wollen einen sorglosen Karneval, bei dem geschunkelt, gesungen und getanzt wird. An Terror und Drohung soll dabei niemand denken. Das ist nachvollziehbar, zutiefst menschlich und passt natürlich zum rheinischen Gemüt.

Aber der Fastelovend ist nicht nur Ausgelassenheit und Spaß an der Freud, sondern immer auch politisch. Als reines großes Volksfest, das Karneval immer ist, würde dem närrischen Treiben ohne politische Satire die Würze fehlen. Schließlich ist die Fastnacht aus dem Spott an den Mächtigen, Bösen und Gierigen entstanden. Wird der Karneval politisch instrumentalisiert oder gibt er sich allzu furchtsam, verliert er einen Teil seiner Seele.

(RP)
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