Köln Kardinal Meisner entschuldigt sich in Kölner Krankenhaus-Affäre

Köln · Der Erzbischof bedauert die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers durch zwei katholische Kliniken.

"Der Vorgang beschämt uns zutiefst." Mit diesen Worten reagierte der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, auf die Abweisung einer offenbar vergewaltigten jungen Frau durch zwei Kölner Krankenhäuser in katholischer Trägerschaft. Der Vorfall vom Dezember 2012, der erst in der vergangenen Woche öffentlich bekannt geworden war, beschäftigt heute auch den Landtag von NRW.

Nach tagelangen Beratungen entschuldigte sich Meisner gestern für die telefonische Zurückweisung. Er betonte, ein solcher Vorfall dürfe sich nicht wiederholen. Es gebe keine kirchliche Anweisung, Vergewaltigungsopfer anders zu behandeln oder gar abzuweisen. Allerdings stellte der Kardinal klar, dass es die "Pille danach" in katholisch geführten Krankenhäusern nach wie vor nicht gebe. Über die hatte eine Notdienst-Ärztin im Dezember beim Telefonat mit ihren Klinik-Kollegen zweier gynäkologischer Ambulanzen gesprochen. Meisner erklärte: "Vergewaltigung ist ein schlimmes Verbrechen, nach dem jede notwendige medizinische, seelsorgerische und menschliche Hilfe geleistet werden muss." Ausgenommen seien alle Maßnahmen, welche die Tötung eines möglicherweise schon gezeugten Lebens bedeuteten. Der unbedingte Lebensschutz sei für die Kirche eine unüberschreitbare Grenze und jedem menschlichen Eingriff entzogen.

Meisner räumte ein, dass das Nein zur Abtreibung auch nach einer Vergewaltigung von vielen nicht geteilt werde. Die Kirche könne aber die Position des absoluten Lebensschutzes nicht relativieren, die Menschenwürde sei unteilbar.

Im November 2012 hatte die Cellitinnen-Stiftung als Trägerin der Kliniken mit neuen ethischen Richtlinien Unsicherheiten bei ihren Ärzten zu beheben versucht. Vorausgegangen waren verdeckte Ermittlungen katholischer Fundamentalisten, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete. Die wollten herausfinden, wie sich katholische Kliniken bei Wünschen nach der "Pille danach" verhalten. In den Richtlinien wird klargestellt: Nein zur "Pille danach", unbedingtes Ja zur Versorgung einer Frau in Not. An die "Null-Toleranz-Grenze" für die "Pille danach" hatte auch der Caritasverband die katholischen Krankenhäuser im Erzbistum in einem Rundbrief vom 13. Februar 2012 erinnert.

Eine Sprecherin des Erzbistums sagte gestern, der Vorgang gehe Kardinal Meisner sehr nahe. Die Abweisung der jungen Frau, die mit ihrer Mutter zunächst eine auf dem Klinikgelände tätige Kassenärztin im Notdienst aufgesucht hatte, zeige, dass es in den katholischen Kliniken eine "gewisse Verunsicherung" gebe. Die Ärzte müssten Handlungssicherheit haben. Zur Notfallbehandlung gehöre durchaus die Aufklärung über die "Pille danach", nicht jedoch deren Aushändigung.

(RP)
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