Berlin Kapitän Schatz rehabilitiert

Berlin · Der vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vom Dienst suspendierte "Gorch-Fock"-Kapitän Norbert Schatz steht möglicherweise vor einer vollständigen Rehabilitierung. Diesen Eindruck gewinnen Verteidigungspolitiker nach dem Studium des vertraulichen offiziellen Abschlussberichtes.

"Ich kann der Marineführung nur dringend anraten, Herrn Schatz wieder in sein Kommando einzusetzen", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete und "Gorch-Fock"-Veteran Jürgen Hardt unserer Zeitung. Das Untersuchungsteam habe alle Vorfälle im Zusammenhang mit dem tragischen Unfalltod der Offizieranwärterin Sarah Seele analysiert. Nach dem Ergebnis habe "keiner der Vorwürfe Substanz", unterstrich Hardt. "Es wäre schön, wenn die ,Gorch Fock' in Kiel wieder unter dem Kommando von Norbert Schatz einfachen könnte", fügte Hardt hinzu.

In dem 98 Seiten umfassenden Bericht, der unserer Zeitung vorliegt, heißt es: "In der Gesamtbetrachtung der Untersuchungsergebnisse konnte der Nachweis, dass die Ausbilder unzulässigen Druck bei der Durchsetzung des Befehls zum Aufentern ausgeübt haben sollen, nicht erbracht werden."

Tatsächlich hat Schatz selbst dafür gesorgt, dass zwei Ausbilder bereits vor dem tragischen Sturz Seeles aus der Takelage abgelöst wurden, weil ihr Umgang mit den ihnen anvertrauten Soldaten zu wünschen übrig ließ. Einen Zwang, nach dem Tod sofort wieder aufzuentern, habe es nicht gegeben. Dieser Vorwurf und die angeblich "kalte" Ansprache des Kapitäns nach dem Unglück hatten zu einem Hochschaukeln der Emotionen bis hin zum Vorwurf der "Meuterei" und zum Abbruch der Ausbildung geführt. Dagegen berichtete ein Pfarrer über die Kommandanten-Rede, die Worte seien "klar gewählt und angemessen" gewesen und hätten Mitgefühl ausgedrückt.

Für den Vorwurf von Besäufnissen an Bord fand die Kommission ebenfalls keinen Beleg. Innerhalb eines halben Jahres seien 6433 Liter Bier getrunken worden – also 0,17 Liter pro Person und Tag.

Der Verteidigungsausschuss berät morgen über den Bericht. Minister Thomas de Maizière will sich vorerst nicht damit befassen. Er sieht darin keine "Chefsache", sondern überlässt es dem Marine-Inspekteur, die Sache zu regeln.

(RP)
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