Fahrt auf Sicht Corona-Führung? Scholz sucht noch den Taktstock

Analyse | Berlin · Bund und Länder schrecken trotz der Omikron-Bedrohung vor knallharten Regeln noch zurück. Die Union verlangt vom Kanzler mehr Führung bei der Impfpflicht. Doch Scholz fährt weiter auf Sicht.

 German Chancellor Olaf Scholz, center, North Rhine-Westphalia's State Premier Hendrik Wuest, left, and Berlin's Mayor Franziska Giffey address a press conference following a meeting with the heads of government of Germany's federal states at the Chancellery in Berlin on Friday Jan. 7, 2022. (John MacDougall/Pool via AP)

German Chancellor Olaf Scholz, center, North Rhine-Westphalia's State Premier Hendrik Wuest, left, and Berlin's Mayor Franziska Giffey address a press conference following a meeting with the heads of government of Germany's federal states at the Chancellery in Berlin on Friday Jan. 7, 2022. (John MacDougall/Pool via AP)

Foto: AP/John MacDougall

Für Olaf Scholz beginnt der 7. Januar unerfreulich. Der Sozialdemokrat, der sich wie seine Vorgängerin Angela Merkel gern dafür rühmt, die Dinge vom Ende her zu denken und für jedes politische Problem eine Lösung im Kopf zu haben, verfehlt eine selbst gesetzte Corona-Leistungsmarke. Kurz vor Weihnachten hatte der neue Kanzler angekündigt, bis zu diesem Freitag eine Impfquote von mindestens 80 Prozent bei Erstimpfungen anzusteuern. Nun meldete das Robert-Koch-Institut am Freitag, dass bisher 61,9 Millionen Deutsche Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Das sind 74,5 Prozent der Bevölkerung. Ziel verpasst. Ist es kleinlich, Scholz die fehlenden 5,5 Punkte vorzuhalten? Oder war der ehrgeizige Appell wichtiger, die Bürger aufzurütteln? Bund und Länder sind am Freitag jedenfalls trotz zur Schau gestellter Einigkeit wieder munter dabei, sich gegenseitig Versäumnisse vorzuwerfen. Obwohl mit der Omikron-Variante wohl die heftigste aller bisherigen Corona-Wellen auf die Republik zurollt, liefern sie sich parteipolitische Scharmützel.