Edmonton Kanadas Polar-Express versinkt im Schlamm

Edmonton · Churchill ist eine kleine, abgelegene Siedlung an der Hudson Bay in Kanada. Das Städtchen am Rande der Arktis ist bekannt für seine spektakulären Naturschönheiten und wilde Tiere. Über 10 000 Besucher nehmen jedes Jahr die weite Reise auf sich, um in Churchill seltene Belugawale oder Eisbären zu beobachten.

Doch der einzige Landweg in die selbst ernannte Eisbärenhauptstadt der Welt ist diesen Sommer bislang blockiert. Die legendäre Bahnstrecke nach Churchill liegt wegen massiver Schäden am Permafrost still - und Straßen gibt es nicht. Normalerweise sorgen zwei bis drei Passagierzüge pro Woche für die Anbindung des Ortes an den Süden Kanadas. Die Züge befahren eine Route, die als eine der einsamsten und spektakulärsten der Welt gilt. Sie führt über 1700 Kilometer vom Westufer der Hudson Bay bis nach Winnipeg und durchquert dabei einsame Wälder und arktische Tundra so weit das Auge reicht.

Anfang Juni jedoch entgleisten auf der Strecke einige mit Getreide beladene Waggons eines Güterzuges wegen abgesackter Gleise. Die Gleise stecken buchstäblich im Schlamm, denn rund um Churchill tauen die Böden wegen des Klimawandels immer schneller auf. Seit 1880 sind die durchschnittlichen Temperaturen an der Hudson Bay im Schnitt um zwei Grad gestiegen.

So auch dieses Frühjahr. "Wir liegen am Rande der Arktis hatten aber bis zu 28 Grad Hitze", schildert der Bürgermeister von Churchill die Lage. Zwar gehören für die Bewohner Churchills verbogene Gleise oder abgesackte Gleisbette schon lange zum Alltag. Doch viele Bürger berichten, dass sich die Vorfälle zuletzt gehäuft hätten.

Die Bewohner werden sich wohl daran gewöhnen müssen. Wissenschaftler sagen für die südliche Arktis für die nächsten Jahrzehnte ein Temperatur-Plus von bis zu sechs Grad voraus. An der der Hudson Bay müssen die Menschen dann häufiger mit Unwettern rechnen - und mit abgesackten Bahngleisen.

(RP)
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