Persönlich Kai Diekmann . . . verlässt den Springer-Konzern

Seine letzte Kurznachricht aus dem Hause Springer zeigt ihn am Schreibtisch vor einem Gemälde mit einem verrosteten "Bild"-Logo. "Es war mir eine Ehre!", schrieb Kai Diekmann dazu. Wie vieles in seiner Karriere war auch die Nachricht von seinem Abschied aus dem Springer-Konzern am vorletzten Tag des Jahres wohl inszeniert, selbst Gerüchte hat er in der geschwätzigen Branche verhindern können. Der 52-jährige Herausgeber der "Bild"-Gruppe verlässt das Haus Springer nach 30 Jahren auf eigenen Wunsch - um sich künftig anderen, unbekannten Aufgaben außerhalb des größten deutschen Verlagshauses zu widmen.

Spätestens seit 2001, als Diekmann die "Bild"-Chefredaktion übernahm, ist er einer der einflussreichsten deutschen Journalisten. Er begann als Volontär bei Springer, stieg in den 90ern in den verschiedenen Springer-Blättern schnell auf und formte das Schlachtschiff "Bild" in 16 Jahren zu einem Boulevardblatt, das sich vom Schmuddelimage der früheren Jahrzehnte befreien konnte. 2012 ging er mit seiner Frau, Buchautorin Katja Kessler, und seinen vier Kindern für fast ein Jahr nach Kalifornien ins Silicon Valley. Er kam zurück mit einem Vollbart und einem Sack voll innovativer Ideen. Springer-Chef Mathias Döpfner würdigte ihn als Trendsetter des digitalen Journalismus.

Schon Ende 2015 zog sich Diekmann aus der "Bild"-Chefredaktion zurück, übergab an seine Nachfolgerin Tanit Koch und wirkte als Herausgeber.

In der Flüchtlingskrise spielte "Bild" unter Kochs und Diekmanns Ägide eine konstruktive Rolle, allerdings schürt sie mitunter auch Ressentiments. Unvergessen ist Diekmanns Schlagzeile "Wir sind Papst!" von 2005. Ende 2011 leitete "Bild" mit dem Bericht über die umstrittene Hauskauf-Finanzierung den Rücktritt von Ex-Bundespräsident Christian Wulff ein. Diekmanns Handy, auf dessen Mailbox Wulffs legendäre Androhung von Konsequenzen zu hören war, ist in Ausstellungen zu sehen.

Birgit Marschall

(mar)
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