Persönlich Justus Haucap ... hat nichts gegen Google und Cannabis

Wenn es um konkrete Ratschläge für die Politik geht, halten sich viele Ökonomie-Professoren gerne vornehm zurück. Lieber erklären sie hinterher , was falsch gelaufen ist - zum Beispiel in der Finanzkrise. Nicht so Justus Haucap. Der 44-jährige Professor an der Heinrich-Heine-Universität und Gründer des Instituts für Wettbewerbsökonomie hat sich sich nie gescheut, in aktuellen Debatten Stellung zu beziehen. Rundfunkgebühren? Gehören abgeschafft, öffentlich-rechtliche Sendeanstalten wie der WDR privatisiert. Google? Weniger gefährlich als viele Politiker in Europa meinen und daher auch kein Fall für eine Zerschlagung. Hilfe für RWE? Bloß nicht, der Strommarkt leidet an Überkapazitäten und Kraftwerke müssen vom Netz. Cannabis? Gehört kontrolliert freigegeben, um Schwarzmarkt und Kriminalität zu bekämpfen.

Haucaps pointierte Einschätzungen leiten sich aus seiner wissenschaftlichen Arbeit ab. Für die hat er nun den Gustav-Stolper-Preis des "Vereins für Socialpolitik" erhalten, der größten Ökonomen-Vereinigung in Europa. Der Preis zeichnet herausragende Wissenschaftler aus, die die öffentliche Diskussion beeinflussen. " Als Wissenschaftler haben wir eine Bringschuld gegenüber den Bürgern, die uns mit ihren Steuergeldern letztlich bezahlen", sagte Haucap nun bei der Preisverleihung. Und mahnt seine Zunft: In der Öffentlichkeit müssten sich Ökonomen viel mehr als bisher engagieren.

Haucap, geboren in Quakenbrück, studierte in Saarbrücken und der amerikanischen Traditionsuniversität Michigan. Er war Chef der einflussreichen Monopolkommission, die den Wirtschaftsminister berät. Seit 2009 ist er in Düsseldorf. Als Fußball-Fan weiß er, wie wichtig die Mannschaft ist, und reißt sein Team an der Uni mit seiner Energie mit. Professorales Gehabe liegt ihm fern, für die Erdung sorgen drei Kinder und sein Lieblingsverein St. Pauli. Antje Höning

(RP)
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