Persönlich Julia Klöckner . . . sind die Kirchen zu politisch

America first! Dieses nationalistische Motto des US-Präsidenten Donald Trump ist nicht mit der universellen, christlichen Botschaft vereinbar, sagte Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, in einer Weihnachtspredigt - und bezieht dafür Kritik von CDU-Bundesvize Julia Klöckner. Die 45-Jährige mahnt in einem "Bild"-Interview, die Kirchen mögen sich aus allzu politischen Dingen heraushalten und sich mehr ihren Kernaufgaben widmen: Bekämpfung der Sterbehilfe, Verbreitung des Glaubens und Hilfe verfolgter Christen. Stattdessen würden sich manche Kirchenkreise lieber zu "Windenergie und grüner Gentechnik" äußern.

Die Tochter aus einer konservativ-katholischen Winzerfamilie aus der rheinland-pfälzischen Provinz verbindet viel mit der Kirche: Neben Politikwissenschaft studierte Klöckner katholische Theologie, unterrichtete bis 1998 Religion an einer Grundschule in Wiesbaden. Die Weinkönigin der Saison 1995/1996 schrieb zwei Bücher, in denen es um Wein und dessen biblische Symbolik geht. Ihre Karriere trieb die Bundestagsabgeordnete nach dem Aufstieg 2009 zur Staatssekretärin für Ernährung und Landwirtschaft voran, kam ein Jahr darauf in den CDU-Bundesvorstand und wurde 2012 Vize-Chefin. In ihrer Heimat Rheinland-Pfalz ist sie seit 2010 Parteivorsitzende.

Als engagierte Abtreibungskritikerin setzt sich Klöckner seit Jahren gegen Schwangerschaftsabbrüche und bis zuletzt auch gegen die Ehe für alle ein - und stärkt damit der katholischen Kirche bei diesen Tabuthemen den Rücken. Die hingegen solle sich auf eine "gesellschaftspolitische Position" beschränken, keine "parteipolitischen Programme übernehmen", sagt Klöckner. Die Bibel sei ja schließlich auch nur ein persönlicher, kein politischer Kompass. Aus dem Mund einer christdemokratischen Vollblutpolitiker klingt das dann allerdings doch etwas schräg.

Oliver Burwig

(RP)
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